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Einer, der die artistischen Kreationen von Andre (alias Franz) Heller eher für Konfiserie hält, gibt gerne zu, von den 23 kurzen Erzählungen „Schlamassel” angenehm überrascht gewesen zu sein, die in Wien, Mogador oder sonstwo spielen. Jawohl: spielen. Es ist das gekonnt Spielerische, was fast alle diese Histörchen oder Beobachtungen auf geradezu natürliche Weise apart macht. „Manche Leser werden das Unglaubwürdige solcher Vorfälle kritisieren”, gibt er offen zu, praktiziert aber tatsächlich die Kunst, Unglaubwürdiges akzeptabel zu machen: So wie man Shakespeare im „Wintermärchen” glaubt, daß Böhmen „Eine wüste Gegend am Meer” ist.

Im Heller-Märchen macht es nichts aus, wenn man liest „eine Natter seit jeher. Giftig”, obgleich man doch in der Schule gelernt hat, daß Nattern meist ungiftig sind. Und wenn auch der schreckliche Himmler bekanntlich einen sogenannten Klemmertrug, darf ihm - bei Heller - ein überlebender KZ-Häftling, der dem Lebensgefährlichen gegenüber gestanden ist, nachsagen, daß „seine Brillen beschlagen waren”. Stilistisch könnte der .Klemmer” des verklemmten Gewaltmenschen an dieser Stelle als Stilblüte wirken. Kurzum: Eine Prosa, darauf bedacht, nie im abschätzigen Sinne prosaisch zu wirken.

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