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Extreme Gäste

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(Gastspiele Grupo de Teatro Macunaima, Brasilien, und Ka- zuo Ohno, Japan) Zwei Gastspiele sehr verschiedener Art gaben im Rahmen der Wiener Festwochen Anlaß zum Nachdenken. Die Brasilianer zeigten die Aufbereitung einer Legende. In brechtisch überzeichneter Weise wird das Leben des indianischen Helden Macunaima dargestellt, seine Geburt im Urwald, das Leben in der Stadt, schließlich die Rückkehr zu seinem Volk, das ihn nicht mehr erkennt. Er fällt der Verführung durch eine Sirene zum Opfer, stirbt und wird ein weiterer unnützer Stern am Himmel. In einem dreistündigem Spektakel tanzt, singt, spielt — und schockiert die Truppe durch südländische Freizügigkeit. Die derbe und zum Teil auch laienhafte Darbietungsart macht menschliche Schwächen nichtgerade sympathischer.

Von ganz anderer Art hingegen ist Kazuo Ohno, der Altmeister des Butoh. Bei ihm steht die Seele im Mittelpunkt, er tanzt die Welt der Geister rund um sich. Der 1906 geborene Japaner schreibt: „Butoh bedeutet für mich, das Kostüm des Universums anzulegen ...“ Mit spärlichen Bewegungen, verzerrten Armen und lachenden Augen bewegt er sich zwischen Leben und Tod. Ein ewiges Kind oder schon Geist?

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