Mit dem neuen Direktor, Peter Sellars, kam ein frischer Wind und neuer Standpunkt in das Los Angeles Festival 1990. 1984 präsentierte Los Angeles sein erstes beeindruckendes Festival, das gleichzeitig mit den Olympischen Spielen stattfand. Die besten Avantgarde-Künstler aus Europa, Nord- und Südamerika waren damals vertreten. Im Jahr 1987 übernahm Regisseur Peter Sellars die Leitung. Seilars deklarierte sofort, daß die Kultur von New York und von Europa tot sei: die Zukunft der Kunstwelt liege in den Kulturen, die den Pazifik umgeben.Der junge Regisseur brachte berühmte
(Gastspiele Grupo de Teatro Macunaima, Brasilien, und Ka- zuo Ohno, Japan) Zwei Gastspiele sehr verschiedener Art gaben im Rahmen der Wiener Festwochen Anlaß zum Nachdenken. Die Brasilianer zeigten die Aufbereitung einer Legende. In brechtisch überzeichneter Weise wird das Leben des indianischen Helden Macunaima dargestellt, seine Geburt im Urwald, das Leben in der Stadt, schließlich die Rückkehr zu seinem Volk, das ihn nicht mehr erkennt. Er fällt der Verführung durch eine Sirene zum Opfer, stirbt und wird ein weiterer unnützer Stern am Himmel. In einem dreistündigem Spektakel tanzt,
(Wiener Festwochen; Gastspiel Martha Graham Dance Company im Raimundtheater) An sechs Abenden werden Choreographien der großen alten Dame des amerikanischen Modern Dance gezeigt. Martha Graham, die als 22jährige zu tanzen begann, entwickelte eine individuelle Bewegungstechnik, die auf Spannung und Entspannung des Atems beruht. Ihr Stil war eine Revolte gegen das klassische Ballett. Die Bewegungen sind erdig, nutzen die Schwerkraft, und der ganze Körper dient als expressives Ausdrucksmittel. Die Tänzer sind kraftvolle, emotionelle Individuen.Allen voran überwältigte Terese Capucilli mit
(Staatsoper Wien; „Sommernachtstraum“ von John Neumai-er) Der gebürtige Amerikaner und langjährige Direktor des Hamburgischen Ballettes John Neumaier brachte diese Choreographie nach Shakespeare erstmals 1977 mit seiner eigenen Truppe heraus. Er bedient sich für die einzelnen Szenen verschiedener Kompositionen. Mendelssohns „Sommernachtstraum“ untermalt die realen Passagen der Komödie, während György Ligetis Musik die Feenatmosphäre begleitet. Das Divertissement „Pyramus und Thisbe“ sowie die Rüpelszenen werden von einer Drehorgel begleitet.Besondere Beachtung verdienen die
(Tanz'86; Gastspiel des Balletts des XX. Jahrhunderts, Brüssel, in der Wiener Staatsoper) Unter dem Titel „Wien, Wien, nur du allein“ zeigte das Ballett aus Brüssel eine Tanzcollage über Wien. „... ein Traum, eine Hoffnung, die Gefangene ihrer Legende“, schreibt Choreograph Maurice Bejart dazu im Programm. Bejart teilt sein zweistündiges Ballett in zwei Teile: „Heil! dem Unbekannten“ und „... versinken, höchste Lust!“Die Tänzer stellen Menschen dar ohne Hoffnung, ohne Natur, es bleibt ihnen allein die Musik, und Wien ist deren Essenz. Ein Paar in Frack und Ballkleid
(Tanz '86; Gastspiel des Bol-schoi-Theaters Moskau in der Wiener Staatsoper) Der Auftakt mit dem „Goldenen Zeitalter“ (zur Musik von Dimitrij Schosta-kowitsch) des Chefchoreographen Juri Grigorowitsch gibt eine reißerische Politstory wieder, in der die Arbeiterklasse einer dekadenten Nachtklubgesellschaft gegenübergestellt wird. Starsolistin Natalja Bessmjertnowa als Bartänzerin wird durch die Liebe des Fischers Boris (Irek Mucha-medow) geläutert. Dynamische Massenszenen können nicht über die plumpe Aussage hinwegtäuschen.Viele Krieger gab es auch beim Bolschoi-Galaabend. Für den
(Tanz 86; Staatsoper Wien) „La, Fille mal gardee“, in der Choreographie von Sir Frederick Ashton nach Dauberval (1789), zur Musik von Herold, gibt Brigitte Stadler als Lise, Gyula Harangozo als Verliebten, Ferdinand Liederer als Lises Mutter, Harald Kern als dümmlichem Bauernsohn Gelegenheit, förmlich vor Witz und Tanzfreude zu sprühen, auch das junge Corps de ballett trägt seinen Teil dazu bei. Dieses Ballett, mit dem Fanny Elßler schon 1837 Triumphe feierte, ist ein Stück Ballettgeschichte und muß auch als solches gesehen werden.Bernd Bienerts neues Stück „Prelude“ versteht
(Tanz '86, Secession; New Dance-Woche) Innerhalb einer Woche zeigten sechs Gruppen die neuesten Entwicklungen im Tanz. Eine äußerst bunte Palette an Bewegungsmustern und Inhalten spiegelte die Vielseitigkeit individueller Ausdrucksformen.„La lala Human Steps“, die fünfköpfige Gruppe aus Montreal, bleibt mit ..Human Sex“ (1985) in stärkster Erinnerung. Video, Laser, Tänzer, die zur Hardrock-Musik durch die Luft wirbeln. Mark Morris Dance Group und Wendy Perron & Dance Company, beide aus New York, zeigen differenzierte Auseinandersetzung mit aufgebautem Schrittmaterial. Timothy
(Tanz *86; Theater an der Wien; Ballett des Theätre Nationale dePOpera de Paris) Die dynamische Gruppe der Pariser Oper brachte in zwei Programmen eine Auswahl an klassischem Ballett, die von den historischen Anfängen über die Choreographen-Gurus wie Balanchine und Bejart bis heute reichte (Frankreich gilt als das Geburtsland des Balletts, seit Ludwig XIV. 1661 die Königliche Akademie des Tanzes gründete und selber als Protagonist wirkte).„Quelques Pas graves de Bapti-ste“ zur Musik von Lully (Choreographie Francine Lancelot) nach Aufzeichnungen aus dem Jahr 1704 versucht, den
(„Tanz '86“ im Theater an der Wien, Wien; Bremer Tanztheater) Die Gruppe aus Bremen zeigte „Könige und Königinnen“, 1982 erstaufgeführt. In sechs Szenen werden Menschlichkeit und Unmenschlichkeit der Macht und Ohnmacht demonstriert. Zwei Königinnen kosten in überdimensionalen Krinolinen und Schleppen ihren Machtkampf aus, „Miss World“ begräbt sich unter ihren Bouquets, verlassen von einer Gesellschaft, der sie nur als Marionette dient.Reinhild Hoffmann, die angesehene deutsche Choreographin, verwendet Bewegung sparsam. Wiederholungen führen zum Begreifen der Situationen. Die
(Tanz '86; Theater an der Wien, Secession) Unbändige Tanzfreude, Vitalität, natürlichen Ausdruck, brillante Technik, dies alles verkörpert die sechzehnköpfige Paul Taylor Dance Company aus New York. In Wien brachte sie am ersten Abend „Roses“ (1985) zur Musik Richard Wagners. Fünf Paare überbieten einander an Virtuosität und Akrobatik, die jedoch nie untänzerisch wirkt. Dann, gleichsam als Epilog, kommt noch ein Paar dazu, dessen Tanz völlige Harmonie ist,In „Last Look“ (1985) - ist es der „letzte Blick“ auf die Menschen — vollführt in der beklemmenden Beleuchtung der
(Internationales Pantomimenfestival in Köln) Seit zehn Jahren veranstaltet das Theater Kef ka in Köln (Leitung Milan Sladek) in Zusammenarbeit mit dem Kölner Kulturamt ein internationales Pantomimenfestival. Zum Auftakt zeigte der Hausherr heuer mit seiner elfköpfigen Truppe die Mimo-Farce „König Ubu“. Der Maler Antonin Mälek charakterisiert als Ausstatter die Personen, mit überdimensionalen Köpfen, Bäuchen, Riesenmarionetten und Gummimenschen. Milan Sladek gelingen als Regisseur und Hauptdarsteller beeindruckend groteske Szenen über den Aufstieg und Fall des Bürgers Ubu, der
(Wiener Festwochen, Messepalast) Das Gastspiel des „Theater der Stadt Heidelberg” zeigte „Sylvia Plath”, ein Tanztheaterstück, inszeniert und choreogra-phiert von Johann Kresnik. In dreiundzwanzig Szenen wird das Leben der amerikanischen Schriftstellerin dargestellt, die sich knapp dreißigjährig das Leben nahm.In einer Rückblende treten Figuren aus der Vergangenheit auf, die Mutter, die Großeltern, der Psychiater, der Ehemann, der Vater, der an einer Kriegsverletzung allzu früh stirbt. Die Achtjährige empfindet seinen Verlust als Verrat und Flucht. Kresnik gelingt es, die