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Falsche Strukturpolitik

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14.000 Arbeitsplätze in Gefahr sieht die gesamte namhafte österreichische Papierindustrie, wenn das von der Bundesregierung geförderte Projekt einer Zellstoffabrik in Pols auch durchgeführt wird. Bekanntlich will die Regierung zusammen mit der VOEST die bestehende unrentable Papierfabrik in ein modernes Sulfatzellstoffwerk ausbauen, welches fast 3 Milliarden Schilling an Steuergeldern verschlingen wird.

In selten geschlossener Einheit präsentierten die Vertreter der Papierindustrie wie Leykam, Laakirchen, Bunzl & Biach, Salzer, Nettingsdorfer und Frantschach ihre Gegenargumente:

Unser Land ist zwar in der glücklichen Lage, einen Waldanteil von 44

Prozent zu besitzen (im Vergleich dazu: Europa 30 Prozent), trotzdem müssen 1981 etwa 1,75 Millionen Festmeter, das ind ungefähr 35 Prozent des gesamten Holzbedarfes, importiert werden. Das entspricht einer Größenordnung von einer Milliarde Schilling.

Das Zellstoffwerk Pols würde aber einen zusätzlichen Bedarf von 700.000 Festmetern Holz notwendig machen. Nun ist aber schon derzeit die Industrie kaum mehr in der Lage, die benötigten Importe selbst aufzubringen, da die klassischen Lieferländer wie Schweden oder Finnland, selbst Holz importieren.

Zusätzlich bestehen in der CSSR Zellstoffausbaupläne mit enormer Kapazität, die künftige Holzimporte und damit auch die Expansionsmöglichkeit der österreichischen Papierindustrie einschränken.

Nun haben einige Unternehmen wie Leykam in letzter Zeit gewaltig investiert, was aber zu über 60 Prozent mit zinsgestütztem Fremdkapital geschah. Durch das Projekt Pols sieht Dr.' Pock von Leykam aber die Rückzahlungsmöglichkeiten allen Ernstes gefährdet.

Dezidiert erklärten alle Vertreter der Papierindustrie, daß sie sich an Pols keinesfalls beteiligen wollen und führten Klage darüber, daß sie von Finanz-minister Androsch nicht einmal - als kompetente Fachleute - angehört wurden und ihre Unternehmen samt Arbeitsplätzen einem Politikum geopfert werden.

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