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Farbklänge

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Der neue Gedichtband des Saarbrückner Lyrikers Ralf Harner-Hanel, Jahrgang 1958, gliedert sich in drei Teile, wobei der Mittelteil wiederum dreigeteilt ist. Den Auftakt bildet ein poetischer Zyklus zu neun Gemälden von Paul Cezanne, der das Gespräch mit Klang, Farbe, Rhythmus und Licht eröffnet. Dichten ist immer auch Musik- und Bildersprache, ein Dialog mit den Dingen, welche erst dann zu Gegenständen werden. Das Wissen um die Vergänglichkeit und Begrenztheit der Dinge schließt alle Kunst ein, die sich damit versöhnt und in den unterschiedlichsten Sprachen der Kunst darüber hinaus geht.

Im Mittelteil kommt die innige Verbindung mit der russischen Poesie zum Vorschein, und auch mythische und landschaftliche Bezüge intensivieren die poetischen Farbklänge, beleuchten die rhythmische Schwere anders. „Auge der Kindheit", „Winternebel - Zwischen den Zeiten" und „Auftrag der Toten" heißen die drei Gedichtkreise im zweiten Teil.

Gleichsam ein Sturz in die Stille, ein Lauschen in die Welt des Unge-stalten, ein Fall ins Unfaßbare, ein Erahnen des Unaussprechbaren, um zu gestalten am Puls des Schöpferischen. Dazu gehört auch eine ständige Auflösung des bereits Geformten, um neue Formen zu finden, sich träumend zu neuer Gestalt zusammenzufügen. Die poetischen Gestaltungsmöglichkeiten lassen ein Erkennen vielfaltiger Wirklichkeiten im Spiegelbild der Welt zu, sobald die engen Erfahrungsgrenzen überschritten sind: Spiegelschrift und sprachliche Fixierung des Vorübergehenden und Flüchtigen.

Der Schluß versammelt drei Prosaminiaturen. Wenn das Buch ein Haus der Stille und des Wortes ist, dann ist „Das Haus mit den geborstenen Wänden" in doppelter Hinsicht durchaus programmatisch komponiert worden.

DAS HAUS MIT DEN GEBORSTENEN WÄNDEN. Von Ralf Hamer-Hanel. Edition Thaleia, Saarbrücken 1992. 100 Seiten, öS 200,-.

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