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Fast ein Krimi

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(Bregenzer Festspiele; „Patt” von Pavel Kohout) Kohouts Geschichte ist spannend wie ein Kriminalroman: Im Zweiten Weltkrieg versteckt der Doktor einen Freund, einen Juden, im Keller, nur samstags darf er für eine Stunde nach oben. Dieser Freund aber ist der erste Geliebte der Frau. Sie kommt erst nach Jahren dahinter, die alte Liebe ist alles andere als verrostet, sie bekommt ein Kind von Kellermann.

Aus Rache erzählt der Doktor Kellermann nichts von Hitlers Untergang, sondern hält seinen Schützling weiter im Keller als seinen Gefangenen. Der weiß längst durch die Frau davon, nimmt aber die Rache des Doktors als Buße auf sich. Gleichfalls als Buße hat die Frau auch dem Doktor ein Kind geboren. Nachdem sie beide Männer liebt, sorgt sie für beide.

Kohout weiß den Handlungsknoten zu schürzen, den Intentionen des Verwirrspiels folgt die Regie von Dietmar Pflegerl ungemein dicht. Alle drei Protagonisten berühren, vor allem Eva Katharina Schultz als Frau, als Freundin, als Geliebte, fügsam und sorgsam, ein wenig gedankenlos geworden durch die jahrzehntelange Doppelbelastung. Sie sagt zwar den beiden Männern (Hans Quest, Erich Schel-low), was sie von ihnen hält, dann schlüpft sie wieder in ihre alte Rolle zurück, reicht dem einen die Pillen, dem anderen die Tropfen. Wer von den beiden Männern recht hat, der mit der Rache oder der mit der Buße, bleibt unentschieden: Patt.

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