Mondflüge sind ganz bestimmt gefährlich. Wer aber glaubt, es sei längst ein Mondflug so gefährlich wie der andere, der Irrt. Denn Mondflüge folgen nicht nur physikalischen und technischen Gesetzen sondern auch publizistischen. Und die fordern Steigerungen. Jedes Unternehmen hat gefährlicher zu sein als vorangegangene. Bis zur ersten Landung eines Menschen auf dem Mond entsprach die Eskalation des echten Risikos durchaus den Anforderungen der Presse. Diesmal mußte man schon ein bißchen nachhelfen.
Immerhin, es ist geschafft. Der kleine, große Knüller nahm sich zwar ein wenig synthetisch aus, aber er erblickte termingemäß das Licht des Blätterwaldes.
So schwang denn auch ein verständlicher, freilich klug unterdrückter Jubel mit, als man verkünden konnte: „Bahn gefährlich wie nie.“ Fast etwas verschämt nahm sich da
neben die Mitteilung aus: „Auf gefährlicher Flugbahn zum Mond.“ Geradezu lyrische Töne entlockte ein anderer Titelredakteur seinem Organ: „Apollo 12 schoß sich auf .Flugbahn ohne Wiederkehr'."
Natürlich bedeutet der Verzicht auf einen Kurs, der das Raumschiff bei einem Triebwerksversager auf eine Umlaufbahn um die Erde zurückbrächte, eine sehr geringfügige Steigerung der Gefahr. Sozusagen einen „kritischen Punkt“ mehr in einem Paket von hunderten kritischen Punkten.
Die Massenmedien haben allerhand daraus gemacht. Auch ihre Courage wächst mit den eigenen Leistungen. Vielleicht werden wir eines Tages, etwa anläßlich der Mondlandung von Apollo 96, gar noch lesen: „Ein Moment tödlicher Gefahr. Kommandant Smith zieht diesmal nicht nur den Raumanzug, sondern auch die Socken aus.“