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Appetitanregend

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Neben Geistreichem über die leiblichen Genüsse gibt es hier auch eine Menge Kochrezepte aus dem alten Wien.

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Neben Geistreichem über die leiblichen Genüsse gibt es hier auch eine Menge Kochrezepte aus dem alten Wien.

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Die Wiener Völkermischung bezog und bezieht ihre Lebenslust stets gerne aus den Tafel- und Trinkfreuden. Daher sind Kochbücher Kultbücher. Der Experte Michael Horowitz hat ein aufwendiges Kompendium mit küchenpartiotischem Appell zusammengestellt. Es geht um die Rettung Österreichs vor kulturloser Nahrungsaufnahme. Ein Buch wie ein festliches Menü.

Vorspeise: Greogor von Rezzoris fulminanter Essay über die Hingabe an die Eß- und Trinklust. Hauptspeise: des Herausgebers Horowitz umfangreiche kulinarische Zeitreise, mit allerlei pikanten Zutaten. Deftige erste Nachspeise: H. C. Artmanns bekannte Hymne auf das Erdäpfelgulasch. Feines Zwischengericht: Interview mit Deutschlands Obergourmet Wolfram Siebeck über Wien als Genießer-Metropole. Zweite deftige Nachspeise: Christian Seilers Ode an die Burenwurst. Konfekt: Ein kleiner Digest großer Literaten übers Essen. Und zum Mitnehmen nach Hause: 82 Alt-Wiener-Rezepte von Heinz Herkner und eine Kollektion von Farbfotos von Peter Lehner „zum Anbeißen“.

Der geneigte Leser und Esser wird sich das Angebot am besten in kleineren Portionen zu Gemüte führen und dabei lieber nicht an so genußfeindliche Phänomene wie Kalorien oder Cholesterin denken. Ganz Raffinierte könnten das Buch auch als Schlankmacher benutzen: Es gestattet ein grenzenloses phantastisches Schwelgen in den beschriebenen Genüssen, ohne auch nur einen Bissen zu sich zu nehmen, die kulinarische Concept-Art. Es ist ja nicht zuletzt Aufgabe der Literatur, die Abenteuer des Lebens zu simulieren.

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