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Blinder möchte Musiklehrer werden

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Viele Schwierigkeiten stehen einem Zweiundzwanzigjährigen bevor, der in Wien Musik studieren will.

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Viele Schwierigkeiten stehen einem Zweiundzwanzigjährigen bevor, der in Wien Musik studieren will.

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Steve Wonder und Roy Orbison konnten es natürlich nicht: Notenlesen. Sie wurden trotzdem als Musiker berühmt. In Japan sind manche Instrumente völlig in der Hand blinder Musikergilden. Und für den 22jährigen Roland Spöttling aus Wien soll das ein Hindernis sein?

Wer an den lauen Sommerabenden im Stegreiftheater Tschauner war, wird den Pianisten in den Pausen nicht überhört haben. Der blinde junge Mann probiert heuer zum zweiten Mal die Aufnahmeprüfung in der Abteilung Musikpädagogik an der Hochschule für Musik. Er möchte Musiklehrer werden, in Kombination mit dem Fach Katholische Theologie. Während an der Universität Wien niemand an der Sinnhaf- tigkeit seiner Berufsausbildung zum Religionslehrer zweifelt, haben die Professoren der Musikhochschule Bedenken.

In vielen Gesprächen mit dem Abteilungsleiter, den Professoren für Tonsatz und Didaktik kam die Angst vor Problemen durch: Wie will ein blinder Musiklehrer schriftliche Tests durchführen? Wie sollte ein blinder Lehrer den Kindern die Notenschrift beibringen? Müßte man den schriftlichen Gehörtest bei der Aufnahme extra für ihn abändern?

Das Programm für die Aufnahmeprüfung hat.er studiert. Schwierig war, die Noten für die Musik des 19. und 20. Jahrhunderts in Blindenschrift zu bekommen. Roland Spöttling, der selbst an einem normalen Gymnasium in Musik maturiert hat, lernt derzeit die Fünf-Linien-Noten- schrift. „Ist es nicht wichtiger, daß Kinder Zusammenhänge hörend verstehen“, meint er.

Sollte die Integration von behinderten Mitmenschen nicht nur in die Schulklassen, sondern auch in die Lehrkörper Einzug halten?

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