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Elefanten im Porzellanladen haben ­einen Scherbenhaufen hinterlassen. Die Scherben der künstlerischen Errungenschaft. Niemals wieder wird die Tasse an die Lippen geführt werden wie bisher. Die Gläser werden nicht mehr klingen, und die Kelche werden gar nicht erst gereicht,sie werden gleich stehen gelassen sein.

Die kulturelle Veränderung ist so einschneidend wie einst die Verpönung von Zigaretten, die der Hochleistung von Schauspielern wie Romy Schneider und Humphrey Bogart den Anstrich von Beiläufigkeit gaben.

Der einhüllende Rauch ist heute aus ­gesundheitspolitischen Gründen geächtet, die auch als ästhetische Komponente in der Regie- und Bilddramaturgie wirken. Auch das Schwitzen und Spucken, das Atmen an sich, haben expandierende Effekte, die auf Befehl der Kunststaatssekretärin zu bremsen sind: Es darf nicht mehr zur Sache gegangen werden auf der Bühne. Kein Küssen und keine Schlägerei! Es gibt aber Branchen, da geht es weit tiefer zu. Auch vor der Kamera herrscht Kussverbot. Der Film böte die technische Möglichkeit, sofort körperferne Szenen zu drehen und, bei der nächsten Lockerung der Corona-Gesetze, die Intimitäten der Körpernähe nachzufilmen.

Vielleicht versteht die Staatssekretärin die Drastik ihrer Worte mit folgendem Fakt: Achronologisches Drehen bedeutete ein Aus für die Pornofilmindustrie, die einen beachtlichen Teil des Bruttoinlandsproduktes ausmacht. Es bedeutet wohl auch das Aus für die Kultur der Laufhäuser, das Babylon und die freiwilligen Sexarbeiterinnen? Wenn, dann bitte wirklich ganz zur Sache: Wovon lebt in Zeiten Coronas, wer nichts anderes zu verkaufen hat als den Körper?

Es ist Zeit für das bedingungslose Grundeinkommen.

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