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Der blaue Dunst zieht um die Welt

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Dieses Buch berichtet über die Tabakindustrie und ihre weltweiten Auswirkungen, ohne erhobenem moralischen Zeigefinger, aber auch ohne Illusion.

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Dieses Buch berichtet über die Tabakindustrie und ihre weltweiten Auswirkungen, ohne erhobenem moralischen Zeigefinger, aber auch ohne Illusion.

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Die gesundheitliche Schädlichkeit von Tabakgenuß ist unbestritten. Parallel zum Anstieg des Zigarettenkonsums steigen die Zahlen der Erkrankungen, unabhängig von Geschlecht und ethnischer Zugehörigkeit. Kai Precht und Hansjakob Baumgartner haben nun ein Buch vorgelegt, das über die eigene Schädigung der Gesundheit

weit hinausgeht, indem es Mythen zertrümmert, die von der Tabakindustrie ununterbrochen genährt werden.

Beispielsweise wird behauptet, in den Ländern der Dritten Welt schaffe der Tabakanbau Arbeitsplätze und bringe dem Tabakexportland dringend benötigte Devisen. Tabakanbau ist aber nur während des Anbaus und der Ernte arbeitsintensiv. In Ländern, in denen es keinen Mangel an Arbeitskräften, dafür aber einen an Arbeitsplätzen gibt, braucht es keine Saisonsjobs, sondern dauerhafte Arbeitsplätze. Außerdem fallen Anbau und Ernte in die Zeit, in der die Nahrungsmittelpflanzungen erfolgen sollten. Daher verdrängen die Genuß- die Nah- rungsmitttel.

„In der Gegend von Sokoto, Nigeria, wird Tabak im Schwemmland angebaut, wo man normalerweise die Produktion von Reis erwarten würde. Doch weil Tabak promptes Bargeld verspricht, ist Reis die zweite Wahl. Das Ergebnis … ist, daß Reis in Nigeria nun importiert werden muß“, klagt D. Femi-Pearse von der Medizinischen Fakultät in Lagos. Die Zigarettenimporte Afrikas sind zwischen 1980 und 1985 um 66,9 Prozent gewachsen. Nicht nur Importländer, wie die Staaten der Sa- helzone müssen mit negativen Devisenbilanzen leben, sondern auch Tabakexport-Länder.

Wer also dem „vollkommenen Urbild eines vollkommenen Genusses, wie Oscar Wilde meinte, frönt, muß wissen, daß er nicht nur sich selbst schädigt, sondern auch seine Erden-Mitbewohner.

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