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Der Humor und die Demokratie

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Man muß sich über die Demokratie lustig machen. Zunächst, weil sie das einzige Regime ist, das eine spöttische Kritik duldet, dann, weil der Humor für den guten Gang in einer fast ganz profanen sozialen Ordnung notwendig ist. Ich werde zeigen, wieso:

Der Teufel ist sardonisch und ironisch nach Wunsch, aber er verträgt den Humor nicht, und dadurch stimmt er wahrscheinlich am wenigsten mit unserem Regime überein. Denn da die Demokratie auf der Voraussetzung, die selbst wieder humoristisch ist, beruht, daß alle Menschen gleich sind, kann sie nicht ohne Humor funktionieren, ebensowenig wie eine Maschine ohne öl und ohne Spielraum zwischen ihren Teilen funktionieren kann. Es ist der Sinn für Humor, der die in einem demokratischen Staat lebenden Menschen rettet. Und wovor rettet er sie? Vor der Erstickung durch das nahe Zusammenrücken, das das verhängnisvolle Resultat unserer Zerstörung der Rangordnungen ist. Dank dem Sinn für Humor kann eine atembare und respektvolle Distanz zwischen Nachbarn, zwischen Mann und Frau oder zwischen Funktionären und normalen Opfern des Staates hergestellt werden.

Nehmt in der Tat irgendeine Demokratie. Unterdrückt jede Art von Humor, sowohl in ihrem täglichen Leben — Widerspenstigkeit des Staatsbürgers — wie in ihrem eigentlichen Leben — Farce der Parteien —, und ihr werdet am Schlüsse der Operation, wenn sie energisch durchgeführt wird, den totalitären Staat in seiner ursprünglichen Pracht erhalten.

Aus „Der Anteil des Teufels“, Amandus-Verlag, Wien

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