Einige Proben freier Rede
ZEITSPUREN. Aufsätze und Reden, II. Band. Von Karl Sthmid. Zürich, Artemis-Verlag, 1967. S 266.—.
ZEITSPUREN. Aufsätze und Reden, II. Band. Von Karl Sthmid. Zürich, Artemis-Verlag, 1967. S 266.—.
Eine sinnige Festgabe! Auf einleitende Worte von A. M. Vogt unc Heinrich Burkhardt folgen Gelegenheitstexte des Gefeierten — diesei aber ist Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule unc schweizerischer Generalstabsoffizier Damit allein ist sehr viel gesagt. Wii kennen ein Land, welches mit dei Schweiz viel, und nicht nur die Höhen der Alpen gemeinsam hat — welches gerne dem Beispiel dei Schweiz folgen möchte. Aber in diesem Land möchte ein Universitätsprofessor — wohlgemerkt Republikaner! — ebensogern ohne Hosen öffentlich erscheinen, wie in dei Uniform des Generalstabs.. Jawohl, „auf den Bergen wohnt die Freiheit“, aber nicht von selbst. Unc dieser Band, der Themen der deutschen Literatur und der ganz konkreten Aufrüstung verbindet, erklär) diesen Inhalt durch jenen.
Den österreichischen Leser wird besonders die Rede interessieren, ir der sich Schmid, und das anno 1944, mit den Fragen auseinandersetzt, die sich aus der deutschen Muttersprache eines Großteils der Schweiz ergeben Doch ebenso bedeutsam ist seine Ansprache zum Jahrhundertstag des Verfassungswerks, womit die Eidgenossen ihre Vergangenheit bewältigen — den Sonderbundskrieg.
Allerdings wird der katholische Leser Einwände anmelden gegen den Vortrag „Fortschritt und Dauer“; ds bekennt sich der Autor zur Komplemeniauuu zweier uiivatriuuaiir Aspekte der Wahrheit. Verstehen wi: recht, dann ist dies jener Gedank
von den zwei gleichzeitigen Wahr heiten, dessen Widerlegung de Hauptzweck der „Summa Theolo
giae“ war. Nun wissen wir, wievie heute auch in katholischen Kreisel davon gesprochen wird, daß feudal Begriffe nicht für Arbeiter, europäi sehe Begriffe nicht für Asiaten tau gen. Und doch muß das Prinzip gel
ten — nennt es totalitär oder demo
kratisch! —, daß es nur eine Wahr heit gibt. Der Papst und der Jesui
auf seiner Sternwarte und der neu getaufte Buschmann glauben das
selbe, gerade das, und nur das is Katholizismus. Wir können nich anders!