Castelo Branco haßt das Wort „Diktator". Also will er sein Amt aufgeben, aber die Hand am Drük- ker behalten. Er will eine „Demokratie“ schaffen, aber keine Opposition dulden. Aus diesen Widersprüchen erklärt sich seine oft rätselhafte politische Taktik. Die „Nachfolge“ wird besonders dadurch erschwert, daß Castelo Branco zu der sogenannten „Sorbonne“ gehört, wie man die „intellektuelle Gruppe“ des Heeres nennt, während Costa e Silva „Truppenoffizier“ ist. Als Castelo Branco wieder einmal einen seiner „Mitkämpfer" in die Wüste schickte, schrieb die rechtsgerichtete Zeitung „O Estado de S. Paulo", die seine Revolution fanatisch begrüßt hatte: „Das Heer kann sich nur mit der Technokratie, aber nicht mit der Politik verbünden.“ — „Die Sorbonne ist eine Gruppe mit festen Zielen und eigenem Weltbild... gegen den Aufstieg des Volkes zur Macht... sie denkt militärisch, gebraucht die Menschen wie bei einer kriegerischen Operation, die ethisch verwerflich, aber praktisch unerläßlich ist. Sie führt die Staatsgeschäfte wie ein Gefecht, das — seiner Natur nach — nichts mit Moral zu tun hat."
Alle Gerüchte über Meinungsverschiedenheiten zwischen Castelo Branco und Costa e Silva, der gesagt hat, kein „Militärpräsident“ sein zu wollen, sind Vermutung. Der Nachfolger könnte sie auch nicht äußern, wenn sie bestünden, weil ihn Castelo Branco sonst nicht an die Macht ließe.
Die politischen Sitten in Brasilien sind nicht ungefährlich. Aber seit 30 Jahren warf man keine Bomben. Jetzt gab es acht Terrorakte in zehn Tagen. Niemand weiß, wer sie verübt und noch weniger, wer sie organisiert hat. Die Regierung macht Fidel Castro verantwortlich, der immer zum Kampf aufruft. Aber jedenfalls ist die Moskau ergebene Richtung der Kommunisten an den Terrorakten nicht beteiligt. Castelo Branco erklärt, daß ihn der Terror nicht an der Durchführung seines „Wahlprogramms“ hindern wird.
Die Generäle werden über die Zukunft Brasiliens entscheiden, wobei man die Kirche jedenfalls mehr wird anhören müssen als das geduldige Volk.
