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Herzigs animalische Typen

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Wolfgang Herzig führt animalische Typen vor, mit dem Gesichtsausdruck von Leichenschändern, dargestellt in einer penetranten Süße von üppigen Tortendekoren. Seine Menschen wirken schrill in ihrer Gier nach Fressen und ihrer Furcht, selbst gefressen zu werden.

Er selbst kommentierte seine Arbeit in einem Radiointerview: „Vielleicht ist das manchmal auch abschreckend, aber ich komme um das nicht herum und ich kann auch das niemand ersparen. Ich glaub' auch, ein gewisser Hedonismus, der heute herrscht, versucht natürlich, die Dinge irgendwie unter den Teppich zu kehren, und ich kann gar nicht anders, ich muß mich mit dem auseinandersetzen.”

Herzigs Ausstellung in der BA-WAG Fondation ist eine besondere Art Retrospektive. Um wirklich diese Bezeichnung zu verdienen, müßte sie viel größer sein, werden doch Arbeiten aus 30 Jahren gezeigt, was Entwicklungen sichtbar macht.

Dominierend sind nicht realistische Darstellungen, sondern Allegorien. Besonders deutlich wird dies am Entwurf für den Ronacher-Vorhang. Da wird die österreichische Gesellschaft als Variete dargestellt. Ein karnevalesker Umzug mit einem Wagen, auf dem eine Obristen-Figur sitzt und der von tiermenschlichen Figuren gezogen wird, als comicähnlicher Bilderbogen. „Umgeben ist die Szene”, so Herzig, „von Ohrenbläsern, dem Adabei, der immer mitrennt bei allen Aufmärschen. Dann der Verlierer, der, wie man auf gut Wienerisch sagt, immer eine in die Goschen kriegt.” Selbstverständlich fehlen auch die Sängerknaben nicht.

Herzig malt verständlich, seine persönliche Auseinandersetzung mit einer Welt, in der niemand genau weiß, wer eigentlich der Kasperl und wer das Krokodil ist, ist so angelegt, daß sich jeder Betrachter auskennen kann, wenn .er will. Gleichzeitig sind die Bildkompositionen im höchsten Maße raffiniert. (Bis 13. Mai)

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