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Nein, ich sage hier natürlich nichts über den Deutschen Buchpreis. Alles, was ein Jurymitglied darüber zu sagen hat, kann gegen es verwendet werden. Und gegen die gesamte Jury. So ziemlich jeder Kollege aus dem Feld der Kritik (es sind tatsächlich nur Kollegen) hätte alles anders, nämlich: besser gemacht als jene. Das liegt in der Natur der Sache und ihrer Betreiber: Kritiker sind naturgemäß kritische Geister und von Herzen unzufrieden, quasi job description. Und so wie der Teamchef damit leben muss, dass alle Beobachter vom virtuellen Spielfeldrand mehr vom Fußball verstehen als er, so muss sich auch die Buchpreis-Jury, die so viele Neuerscheinungen gelesen hat wie sonst keiner, mit dem Generalverdacht der Blindheit abfinden.

Nun ist gar nichts dagegen einzuwenden, dass ein jeder mindestens ein Buch auf der Longlist oder Shortlist vermisst, das dort unbedingt draufstehen hätte müssen, oder eines findet, das dort keinesfalls etwas verloren hat. Schließlich ist jede Liste Ergebnis eines Diskussionsprozesses und nicht göttliche Eingebung, Kompromiss und nicht literaturkritisches Pfingstwunder.

Aber die griesgrämige Wadlbeißerei, der sich einige Kritiker-Kritiker befleißigen, ist schon erstaunlich. Manch einer, der selbst der Jury angehörte und lauthals geschworen hat, in puncto Besserwissen fürderhin Abs­tinenz zu üben, wird kampflos rückfällig, andere möchten sich offenbar durch Meinungsstärke und Marotte als künftige Mitglieder bewerben, den Umstand verkennend, dass aggressive Apodiktik selten als Empfehlung für solche Gremien gilt. Und kaum einer will einem glauben, dass in einer solchen Jury (wie schon in der vor zehn Jahren) gewissenhaft, amikal und mit offenem Visier gestritten wird – bis alle mit dem Resultat, nein, nicht glücklich, aber doch zufrieden sein können. Und manchmal geht’s auch ganz ohne Streit.

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