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Keinen „Wohlstandsekel“!

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In einem Kreis von Journalisten kam jüngst das Gespräch auf die Klage von industrieller Seite über die nach wie vor ungenügende Investitionstätigkeit in Österreich. Ein Redakteur, der sich der katholischen Soziallehre und ihrer Durchsetzung im politischen Raum eng verbunden fühlt, meinte, dabei habe man es mit einem typischen Geraunze der Unternehmer zu tun, man solle dem keine besondere Beachtung beimessen und erst einmal dafür sorgen, daß Österreich das soziale Niveau Schwedens erreiche. Abgesehen von den Irrtümern — auch von Arbeitnehmerseite wird das infolge der schleppenden Investitionstätigkeit zu geringe Wirtschaftswachstum beklagt, und ein kritischer Vergleich mit Schweden zeigt, daß Österreich in verschiedenen Zweigen der Sozialversicherung das „Musterland“ im Norden überrundet hat — muß diese aus der Situation heraus zweifellos noch überspitzte Äußerung doch zu denken geben.

Der Autor muß vorausschicken, daß er diese Zeilen nicht als eine Verteidigung einer „liberalen“ Wirtschaftsauffassung betrachtet, die durch die Entwicklung überholt ist. Es wäre seiner Meinung nach an der Zeit, im Zuge einer Entrümpelung des Schlagwortarchivs auch Wortbildungen wie „freie Wirtschaft“ aus dem Sprachgebrauch zu tilgen. Auch geht es nicht darum, sich jene primitive Argumentation zu eigen zu machen, wonach der wirtschaftliche Erfolg zu den „heiligsten Gütern der

Nation“ zählt, so daß man aufzuheulen hat, wenn die Diktion eines Unternehmerverbandes einmal auf Widerspruch stößt. Und es geht schon gar nicht darum, die Exponenten der christlichen Soziallehre in der Politik als „schlimmer als die Roten“ zu verteufeln. Das alles sind Albernheiten, über die man zur Tagesordnung übergehen sollte. Die christliche Soziallehre ist ein erhabenes Gedankengebäude, wohl wert eines sehr ernsten Studiums, das von sittlichem Ernst getragen wird.

Abbau von Gestrigem

An dieser Stelle war vor einigen Wochen von der „unfeinen Wirtschaft“ die Rede. In einem Artikel wurde der Mangel an Verständnis für die Wirtschaft in Österreich beklagt. Als einer ;der-Grüride wurde das Fehlen von Impulsen bezeichnet, wie sie in anderen Ländern die calvinistische Wirtschaftsethik gibt. Nun ist kürzlich eine Arbeit erschienen, die der These Max Webers über den Ansporn durch den Calvinismus entgegentritt und nachweist, daß

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