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Nur leerer Helferwahn

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Sie nennen sich Krüppelkabarett, Franz-Josef Huainigg, im Rollstuhl sitzend, Kinderbuchautor und im Medienservice des Unterrichtsministeriums tätig, und Gernot Berger-Uhl, freier Schauspieler. Auf der Bühne hat Franz-Josef die Rolle des „Souveränen" und Gernot die Rolle des „Ausgelachten".

Huainigg bricht mit der Erwartung, traurig und ernst sein zu müssen. Allein sein Auftritt ist ein Tabubruch mit jener Behinderten auferlegten Zurückhaltung in der öffentlichen Welt. Er will weder bemitleidenswert noch Held sein, spielt Situationen aus dem täglichen Erleben nach, die witzig und peinlich sind. Wobei es eines bestimmten Humors bedarf, diese Situation witzig zu finden.

Franz-Josef nimmt die Ungeschicklichkeit der Normalen aufs Korn, wie sie helfen wollen, es andauernd besser wissen und in ihrem Helferwahn vieles kaputt machen. Ein Bollstuhl wird eher zerlegt, als daß der Helfer auf den Rat des Experten hören würde.

Gernot Berger: „Wir zeigen das Leben aus der Sicht der Krüppel, unser Programm ist eine Abrechnung mit den Normalen. Sie stehen oft auf der Leitung. Am Anfang traut sich keiner zu lachen. Da kommt einer im Rollstuhl auf die Bühne, macht sich lustig über Behinderte und ist doch selber ei-ner.

Auch die Kämpfe mit Vater Staat und die Anerkennung der Eigenverantwortung ist ein Thema.

Gernot Berger: „Der Behinderte rutscht schnell in den Bereich der Illegalität, wenn der Staat für ihn entscheidet: er dürfte - auch mit Hilfe anderer - Veranstaltungsräume nicht betreten, die mehr als zwei Stufen haben."

Fast alle Situationen auf der Bühne hat Franz-Josef erlebt. Etwa jene: Franz-Josef sitzt mit seiner Verlobten im Kaffehaus. Der Kellner kommt und fragt: „Was will er trinken?"

Das Krüppelkabarett tritt nur in rollstuhlgerechten Räumen auf, am 9., 10. und 11. April in der „Kulisse" in der Rosensteingasse in Hernais..

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