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Die Brunnenfiguren übergaben sich unablässig. Das Plätschern des Wasserstrahls verwandelte den Garten in das Deck eines Dampfers. Die Markise war ausgefahren, die Kugellichter gingen an, ein entstehender Roman stand zur Debatte. Stichworte wurden aufgeschrieben: Geschlecht verwandeln, Zaun streichen, Fluchtgründe beseitigen, keine Avocado in den Salat schneiden. Dann wurde das Manuskript zugeschlagen und sein Umschlag war Türkis. Jede Bewegung braucht ihre corporate identity, um die Masse zu einer Welle zu formen. Die ÖVP setzte auf eine Farbe sphärischer Reinheit und bat neuerdings um türkise Signale. Die Seen und Schwimmbecken wurden dadurch zum Werbeträger. Das stählern wirkende Gesicht des Kanzleranwärters erschien dazu auf normiertem Farbton Pantone 7709. Je heißer der Sommer, umso vereinnahmter die Farbe des himmlischen Wassers. Die Gletscher schmolzen und füllten die Seen, wo Lehrlinge der Gastronomie um subsidiären Schutz bangten.

Was bedeutete es, in diesen Gewässern unbeschwert zu schwimmen und dabei noch einen braunen Bikini zu tragen? Die Farben waren als stille Wahlschreie lesbar. Wer traute sich noch Türkis zu tragen? Die ORF-Moderatorin der letzten Pressestunde. Ein türkiser Stern baumelte an der Halskette und eine gleichfarbige Jacke bedeckte die Schultern. War das auch ein Signal? Und was hat es mit dem türkisen Umschlag des Romans auf sich?

Die Dominanz des Gespräches übernahm die Sperrstunde. Der Wirt verstand unter Türkis Schwarzblau. Ein farbloser Stammgast deutete kommunistische Vorliebe an. Doch dann mischte er die Weisen von Zion unter. Die antisemitische Hetzschrift vom zaristischen Geheimdienst. Stop. Das Gewitter verdichtete sich. Wer wählt also wen? Grün. Wieso? Der Obmann arbeite gut und sei außerdem Gast. Das Manuskript, ein fünf Zentimeter hoher Stapel Papier, Umschlag, kein Pantone 7709. Eleganter. Aqua. Eine Reise auf dem richtigen Dampfer.

Die Autorin ist Schriftstellerin

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