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In meiner Kindheit war es ein abschreckendes Bild: Eine Bäckerei in Polen, drei oder vier Laib Brot auf den sonst leeren Regalen, vor dem Geschäft eine lange Schlange. Wie froh waren wir, im Westen zu leben. Kapitalismuskritik war das eine. Aber alles zu haben, was man brauchte, und vieles zu haben, das man eigentlich nicht wirklich brauchte, war das andere.

Und so war damals klar und leicht zu argumentieren, dass man Kapitalismus wollte, Wettbewerb wollte, allerdings in sozial abgefederter und demokratischer Form. Vergessen hat man dabei, dass es das Wesen des Kapitalismus ist, nicht Vielfalt zu befördern, und Monopolisierung und staatliche Kontrolle nicht als notwendige Instanz anzuerkennen, sondern als Hindernis.

Heute lebe ich in einer Welt, in der der Druck eines Buchs wegen globaler Papierknappheit fraglich ist. Die Bestellung meiner Füllfederpatronen verzögert sich wegen Lieferschwierigkeiten seit acht Wochen. Bahn- und Flugreisen, wenn man sie antreten muss, sind zu Horrortrips geworden: Absagen, plötzliche Flugplanänderungen, Verspätungen, überfüllte Verkehrsmittel, zu wenig Personal. Der Staat fördert die „staatliche“ Fluglinie Austrian Airlines, die er verkauft hat, damit er sie nicht mehr fördern muss, trotzdem mit den Steuergeldern jener Menschen, deren Flüge abgesagt oder verschoben werden.

Je älter ich werde, desto fraglicher erscheint mir, ob wir den richtigen Weg eingeschlagen haben.

Die Füllfederpatronen kamen gestern doch. Ein Schächtelchen von 10 x 5 cm ist in einen Karton verpackt, der 60 x 35 cm groß ist und als Paket geliefert wird, weil er nicht ins Postfach passt. Die Verpackung landet sofort im Altpapiercontainer. Der wird jeden Montag geleert, ist aber schon am Dienstag voll mit riesigen Kartons. Das muss die Papierknappheit sein!

Der Autor ist Schriftsteller.

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