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(Schauspielhaus Graz; „König Heinrich der Fünfte" von Shake­speare) Höchstens zwei oder drei Szenen dieses Festspiels zur höhe­ren Ehre Britanniens mit seiner Aneinanderreihung von Stationen im Auf und Ab des Hundertjähri­gen Krieges könnten eine Auffüh­rung des Werkes rechtfertigen. Es bedarf schon einer verzweifelten Interpretations-Akrobatik, um aus der affirmativen Tendenz des Stük-kes und dem positiv gesehenen Charakter des Helden eine kriti­sche Haltung gegenüber dem Krieg und dem Pathos des Mordens her­auszulesen.

Imre Ker£nyi aus Budapest ver­sucht es trotzdem und - scheitert. Zum einen deshalb, weil er eine Art Abziehbild des Stils einer Shake­speare-Inszenierung des Vorjahrs zeigt, und zum zweiten, weil er den dünnen Vorwurf zur aufwendigen Revue ä la Jeröme Savary aufplu­stert, in der auf weiten Strecken parodistischer Zirkus überwiegt. Das langweilt durch Krampf und Monotonie und hebt die genuine Clownerie der „humour-scenes" nicht mehr vom allgemeinen Ge­blödel ab. Zum satirischen Total­theater Savarys aber fehlt ein Stück Leichtigkeit und Raffinesse. Abge­sehen davon, daß sich Shakespeares eindimensionales Historienstück als Vorwand für eine choreogra­phisch verbrämte Gag-Kollektion am allerwenigsten eignet.

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