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Feinfühlig überarbeiten

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FURCHE: Wie lange wird's den derzeit geltenden Traditionserlaß noch geben?

FRIEDHELM FRISCHENSCHLAGER: Nicht zuletzt im Lichte der Debatten in den letzten zwei, drei Jahren lasse ich die gesamte Traditi-' onspflege von historisch und militärisch hochqualifizierten und auch politisch feinfühligen Ressortangehörigen demnächst überarbeiten.

FURCHE: Wird es dabei zu einer grundlegenden Neuorientierung kommen?

FRISCHENSCHLAGER: Die derzeit geübte Praxis erscheint mir viel zu kurz zu greifen. Die Traditionspflege muß auf einem soliden Geschichtsbewußtsein aufbauen. Die Heranbildung eines solchen positiven Geschichtsbewußtseins soll als zweites, meiner Ansicht nach stärkeres Bein in der Politischen Bildung im Heer Eingang finden.

FURCHE: Und was halten Sie von einer Traditionspflege, die sich auf die Zweite Republik beschränkt?

FRISCHENSCHLAGER: Das wäre eine Tradition aus der Retorte. Das Bundesheer steht heute in Österreich im

großen und ganzen außer Frage. Insofern ist es auch ein neues Heer. Aber das Traditionsbewußtsein kann durchaus auch die soldatischen Traditionen des Alten Österreich und der Ersten Republik miteinbeziehen.

Was es nicht geben wird, das ist eine traditionelle Verknüpfung mit der militärischen Macht des „Dritten Reiches“.

FURCHE: Wird es dazu im neuen Erlaß Klarstellungen geben?

FRISCHENSCHLAGER: Allein schon deshalb, weil wir die militärische Tradition auf einem Geschichtsbewußtsein aufbauen. Das „Dritte Reich“ ist zwar ein Teil der Geschichte der Österreicher, aber das historische Ergebnis ist nicht dazu geeignet, eine positive Tradition zu begründen. Diese Zeit aber einfach zu ignorieren, wäre genauso falsch.

FURCHE: Wann gibt's den neuen Traditionserlaß?

FRISCHENSCHLAGER: Noch in dieser Legislaturperiode.

Mit Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager sprach Tino Teller.

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