Bei den Regierungsverhandlungen geht es um eine Wahlrechtsreform, in den Bundesländern wird an regionalen und kommunalen Wahlrechten herumgebastelt. Kärnten strebt eine Direktwahl der Bürgermeister an, der burgenlän-dische SPÖ-Landeshauptmann Hans Sipötz die Direktwahl des Landeshauptmannes. „Ich warne vor einem Wahlrechtspopulismus ", erklärte Nationalratspräsident Heinz Fischer gegenüber der FURCHE. Es drohe - auch wenn überall „ein gewisser Nachholbedarf" offenkundig sei - ein Wahlrechtstohuwabohu unterschiedlichster Modi, verbunden mit der Gefahr, „daß sich der Bürger dann eigentlich nicht mehr äuskennt und sehr verwirrt ist, wenn auf Gemeinde-, Landes- und Bundesebene verschiedene und komplizierte Modelle" praktiziert werden müssen.
Fischer ist als überzeugter Vertreter der repräsentativen Demokratie nicht davon überzeugt, „daß die Direktwahl der Bürgermeister und in weiterer Folge die Direktwahl des Landeshauptmannes oder des Bundeskanzlers ein wirklicher demokratischer Fortschritt" wäre. Die indirekten Rückwirkungen auf den Stellenwert der Parlamente sei seines Erachtens „nicht genügend durchdacht". Der Nationalratspräsident wünscht sich mehr „Sorgfalt und Rücksichtnahme" zur Abstimmung der diversen Wahlrechtsreformen, wobei die Gebietskörperschaften vorerst das Ergebnis auf Bundesebene abwarten sollten. Zwar seien Wahlrechtsfragen auch SPÖ-intern „öfters besprochen worden, aber nicht in jener Detailliertheit, die vielleicht notwendig gewesen wäre". (Ein Interview zu Parlamentsfragen auf Seite 4.)