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Flop in Toledo

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(Volkstheater, Wien; „Die Jüdin von Toledo“ von Franz Grülparzer) Brüche, wohin man bei Grülparzer schaut, im Leben, im Werk. Brüche auch in der „Jüdin von Toledo“. Ein junger, aufklärerisch gesinnter Mann fing das Stück von Liebe, Staatsräson und Mord zu schreiben an, ein skeptischer Alter vollendete es. Der junge scheint es mit der Leidenschaft, der alte mit der Staatsräson gehalten zu haben.

Rahel: Verkörperung der Triebhaftigkeit, Projektionsfläche, für Grillparzers Angst vor der Frau. Mit dem Schlüsselsatz, in dem der Christ den Juden großzügig zugesteht, Unterdrückung habe sieso gemacht, wie sei seien, entzieht er sich der Zumutung, zu fragen, wie sie denn seien. Der Satz unterstreicht eher die Zeichnung des Vaters im Sinne des antisemitischen Klischees, als daß er sie aufhebt. Wer dies einfach für aktuell nimmt, statt sich kritisch damit zu befassen, muß scheitern.

Rudolf Jusits half sich mit Streichungen, mit Regie-Äußerlichkeiten, mit Peter Uray in der Vaterrolle als Bild der Diskretion, die Figur geriet ihm trotzdem zum größten, beileibenicht einzigen Stolperstein. Von Thomas Evertz ist in der neunten Reihe kaum die Hälfte zu verstehen. Er übernahm den König Alfonse zwei Wochen vor der Premiere, doch was kann das Publikum dafür?

Petra Morze kommt der Rahel nahe. Sie scheint eine gute Schauspielerin zu sein. Mehr ist in einer Inszenierung, die den Text zwischen den Menschen versickern laßt, statt Beziehungen zu entwickeln, auch über sie nicht zu sagen.

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