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Freund-Wirtschaft

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Die Wiener Festwochen werfen vor allem ihre Schatten voraus. Der neue Intendant Gerhard Freund hatte die glorreiche Idee, das Schubertjahr 1978 durch eine Großveranstaltung in der Stadthalle zu krönen, deren Direktor zufällig auch Gerhard Freund heißt.

Der von Freund anfangs geplante ökumenische Gottesdienst (zu einer Schubertmesse!) mit Kardinal König scheiterte ebenso am Widerstand der Erzdiözese wie schließlich der Plan eines katholischen Gottesdienstes, bis sich Freund bereit erklärte, auf Eintrittsgelder zu verzichten und allen Besuchern die Mitfeier der Messe durch das Auflegen von Texten zu ermöglichen. Sein Geschäft mit dem Verkauf des musikalisch sicher hochklassigen Ereignisses an die Schallplattenindustrie ließ ihn diese Konzessionen machen.

Nun kam aber die besondere Freund-lichkeit des Herrn Gerhard Freund. In einem Brief an die Diö-

zesankommissionfür Kirchenmusik teilte er mit, daß mit Rücksicht auf die hohen Kosten der Stadthallenproduktion heuer die seit Jahrzehnten im Festwochenprogramm aufscheinenden Messen und Kirchen-konzerte nicht subventioniert werden könnten. Sieben Wiener Kirchen, die jeweils unter großen eigenen Opfern mit insgesamt nur 28.000 Schilling Subvention (4000 pro Kirche) diese kirchenmusikalischen Ereignisse veranstalteten, werden heuer voraussichtlich pausieren.

Gerhard Freund hat jedenfalls einer ausgesprochen konstruierten kirchenmusikalischen Veranstaltung in seiner eigenen Stadthalle sieben erfolgreiche, vor allem bei Ausländern Anklang findende Ereignisse geopfert. Ein Freund, ein guter Freund, fürwahr! Aber wohl eher der Stadthalle als der Kirchenmusik.

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