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Für Belesene

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(Stadtmuseum Graz; „Wahlverwandtschaften“, bis 20. November; Künstlerhaus und Neue Galerie Graz; „Junge Kunst aus Jugoslawien“, bis 12. Oktober) „Wahlverwandtschaften“ nennt sich die anspruchsvolle Schau, in der die Beziehung zeitgenössischer Maler zur zeitgenössischen Literatur untersucht wird. Wer sucht, der findet - und nicht zu knapp.

Prachtstück der Ausstellung, die nur in Graz zu sehen sein wird, ist ein Iglu von Mario Merz. Ein fragiler, zartgegitterter Käfig mit einer blauen Neoninschrift: die letzte Zeile der Pisaner Can-tos von Ezra Pound. Ein Objekt, das viele Assoziationen freisetzt. Günter Brus bezieht sich in fulminanten Blättern auf „Die Nachtwachen des Bonaventura“, der in New York lebende Francesco demente auf Allen Ginsberg, Bruce Naumann auf Wittgenstein. Der junge Wiener Bildhauer Franz West findet seine literarische Anregung bei Shakespeare und beim Wiener Lyriker Ferdinand Schmatz, wohingegen Otto Zitko in E. A. Poe Wesensverwandtes findet.

Es handelt sich um ein ehrgeiziges Unternehmen, das fraglos belesene Besucher braucht.

Leichter macht es einem die große Ausstellung „Junge jugoslawische Künstler“, in der 33 Kunstler aus allen Teüen Jugoslawiens zeigen, daß auch bei unserem Nachbarn der Zeitgeist weht. Sie ““'unterscheiden . sich nicht wesentlich von dem, was bei uns gemacht wird. Vielleicht sind die Kroaten etwas abstrakter und analytischer, die Slowenen sind so „wüd“ wie hierzulande, und die Mazedonier verraten sich gelegentlich durch die Verwendung bodenständiger Materialien wie Holz und Stroh.

HO Exponate schaffen einen guten Uberblick; einige der Künstler waren schon längst bei den steirischen Malerwochen zu Gast und stellen heuer auch auf der Biennale aus. Der Grenzverkehr- in Sachen Kultur klappt vorzüglich.

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