7011763-1988_11_16.jpg
Digital In Arbeit

Gediegene Unterhaltung

Werbung
Werbung
Werbung

Gehörte es lange Zeit zum guten Ton, an Simmel kein gutes Haar zu lassen, so ist es nun - im Gegensatz dazu — modern geworden, in ihm den verkannten Schriftsteller zu entdecken. So unmäßig, wie die Bösartigkeiten einst übertrieben wurden, so unangebracht dürfte die jetzige Lobhudelei sein.

In Simmeis letztem Buch „Doch mit den Clowns kamen die Tränen“ nimmt er sich eines ernsten und wohl noch vielerorts in seiner Brisanz unterschätzten Themas an: der Gen-Technologie. Es finden sich alle Ingredienzen, die einen Simmel lieben, und die die anderen ihn verachten lassen. Aber man sollte die Kirche im Dorf und Simmel in den Auslagen behalten. Seine Bücher sind weder besondere Geniestreiche, noch von abgrundtiefer Niveaulosigkeit. Im Gegensatz zu Bestseller-Autoren wie Grass, die für viele ihrer Bücher das Lob der Literaturkritik erhielten, dürfte die Anzahl der Käufer bei Simmel sich in hohem Maße dem der Leser nähern. Und ehrlich: bei der Qualität, mit der wir die ganze Woche über versorgt werden, da muß man schon froh sein, wenn die Leute wenigstens hin und wieder Simmel lesen.

DOCH MIT DEN CLOWNS KAMEN DIE TRANEN. Von Johannes Mario Simmel. Verlag Droemer Knaur, München 1987. 530 Seiten, öS 310,40.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung