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Gemalte Poesie

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Ihre Schüler zu künstlerischem Ausdruck mit Pinsel und Bleistift anzuregen und das Ergebnis solcher Anregung auszustellen, ist lobenswerter Brauch der Französischen Schule in Wien, dem sie alljährlich nachkommt. Man kann sich bis Ende Juni im Stiegenhaus des Stammsitzes „unserer" Franzosen, im Palais Lobkowitz, überzeugen, nicht so sehr, daß oder wie viele malerische Talente in diesem Institut heranwachsen, wohl aber von der Bereitschaft seiner Verantwortlichen, in der ihnen anvertrauten Jugend, in den zukünftigen Gebildeten, Kunstverständnis zu wecken. Darum ist das eine wichtige Austeilung, deren x Rahmen nicht lockerer, nicht französischer sein könnte. Die Arbeiten wurden auf Packpapier gemacht, das, zusammengefaltet, mit Reißnägeln an die Wände geheftet wurde. Jedes Bild illustriert einen literarischen Satz: Zum Beispiel: „La main noire peignait les murs du paradis couverts d'etoiles." Oder: „La main du feu donne un visage aux ombres." Die Ausführung zeigt, daß man sich in der jüngeren und jüngsten Geschichte der Malerei ein wenig umgetan hat: Da ist einer fast ein Miro, ein anderer fast ein Max Ernst und überall „picassot" es sehr. Montagen von Revueseiten in Jugendstilrahmen oder von Photos, mit Primitivzeichnungen gepaart, Bildergeschichten, immer ein wenig ironisch, will einem scheinen. Man glaubt es • sogar, daß der Lehrer (Pascal Fleury) nur danebenstand. Im Lycee Frangais kennt man seinen Klee, seinen Dali, aber auch seine Wiener Phantasten, und man geht damit um, wie mit etwas Vertrautem. Nur eines gibt es nicht: Altmeisterliches. Es paßte auch gar nicht zur „avanture des mots", zum Thema. Klee darf sich verbessern: Uns trägt ein Volk! — Zumindest das kleine.

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