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Gen, Gen, nur du allein

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Die Größten der Großen hatten interdisziplinär zusammengearbeitet. Es ging um den künstlichen Menschen besonderer Art, als Krönung vieler geglückter Versuche, nun nicht mehr um den kom-mun funktionierenden Roboter, sondern um den besonderen schöpferischen Apparat, der mehr konnte als der dichtende Roboter, der komponierende Roboter, der malende und der Baupläne entwerfende Roboter.

Der philosophierende Apparat sollte erprobt werden, entstanden in Zusammenarbeit von Geisteswissenschaftlern, Biologen und Technikern. Daß er verständlich sprechen konnte, daß er schreiben konnte, daß er denken konnte, das war nichts Neues, auch nicht, daß er auf den heutigen Stand der Philosophie programmiert war, daß er von Kant bis Wittgenstein alles Einschlägige in sich hatte, was Philosophie Großes vorgedacht hatte. Nein, er war darauf programmiert, als Eigenständiger, als Fortsetzer den Schritt darüber hinaus zu tun, der nächste große

Großen um ihren neuen Kollegen, den Apparat, herum. Alle Tests waren positiv ausgefallen. Er begann zu philosophieren. Er hatte sich für die Erkenntnistheorie entschieden. Was da, Satz für Satz, gut hörbar, mit beinahe akzentfreier Stimme erklang, das schien ein großes, grundlegendes Werk zu werden.

Die Techniker und die Biologen strahlten, aber die Philosophen hatten schon nach den ersten Sätzen düstere Mienen, die sich immer heftiger verdüsterten. Schließlich sprang der Vorstand des angesehensten Philosophischen Instituts unmutig auf und rief: „Schluß! Aufhören!” Seine Kollegen stimmen in seine ablehnenden Rufe ein: „Unmöglich! Unbrauchbar!”

Man unterbrach die Vorführung. Es war totenstill. Alles sah in atemloser Spannung auf den Philosophen. „Unmöglich!”, sagte er, „das Experiment ist total mißlungen. Der redet ja allgemein verständlich!”

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