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Genie und Kitsch

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(Deutsche Oper, Berlin; „Orpheus und Eurydike” von Christoph Wülibald Gluck) Achim Freyers Opern-Inszenierungen verursachen Wut. „Buhgeheul” in München jetzt ein Beinahe-Skandal als Reaktion in der Deutschen Oper Berlin. Stets scheint es das Gleiche zu sein, wafc so extrem verstört: die Brechung des Grauenhaften durch das Komische, die innige Verschränkung von Genie und Kitsch.

Dabei ist alles so einfach. Freyer ist nicht ein Bühnenbüdner (und Maler), der inszeniert, sondern er hat sein Regiehandwerk gelernt, sogar bei Brecht. Freyer untersucht mittels Musiktheater die Möglichkeiten, Mensch zu sein, bewußt und frei. Animus, nach C. G. Jung das Männliche in der Frau, sucht Anima, das Weibliche im Mann — Orpheus Eurydike. Die Schlange aus der „Zauberflöte” kehrt in Freyers „Orpheus”-Vision - in einer Art Vorspiel während der Ouvertüre — auf die Bühne zurück: gehört sie dort zum Mutterreich, ist sie hier nun das Freudsche Penissymbol, todbringend.

Achim Freyers Welt ist Traumund Wahrheitswelt. Im „Orpheus” zitiert er Elemente und Klima des Surrealismus — das Komische ist das Furchtbare als ein Machbares. Die vermeintlichen Widersprüche bei Freyer sind Ausdruck des Immergleichen, denn wie alle wirklichen Künstler hat er ein Recht darauf, monoman zu sein. Ob „Buh” dagegen hilft — ihm, uns?

Musiziert wurde in Berlin flach, bläßlich, gesungen wunderschön; das war doch ein Trost.

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