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Gespenstisch

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Es hätte keinen deutlicheren Kontrast geben können: auf der einen Seite hat Papst Johannes Paul II. mit seinem Besuch in der römischen Synagoge dem Gespräch zwischen Kirche und Judentum eine neue Qualität gegeben, auf der anderen Seite ist nicht zu leugnen, daß in Österreich im Zusammenhang mit dem Präsidentschaftswahlkampf wieder das traurige Gespenst des Antisemitismus umgeht.

Johannes Paul II. hat in der römischen Synagoge klargestellt, daß Christen und Juden alles gemeinsam haben — außer dem Bekenntnis zu Jesus von Nazareth als dem Messias.

Die Kirche hat in Sachen Antisemitismus ein deutliches und notwendiges „mea culpa“ gesprochen. Ärgerlich sind dagegen Bestrebungen, die unter dem Vorwand des Einsatzes gegen den Antisemitismus eigene Süppchen kochen wollen.

Ein Beispiel dafür ist die Kampagne gegen den Möd-linger Pfarrer Wilhelm Müller, dem vorgehalten wird, daß seine Gemeinde den 500. Todestag des Erbauers ihrer Kirche nicht ganz verschweigen will.

Dieser Kirchenerbauer war später als Bischof von Trient auch ein Judenmörder. Damit ist er leider in schlechter Gesellschaft mit unzähligen Machthabern der abendländischen Geschichte, die dessenungeachtet pausenlos gefeiert werden.

Also sollte man den Antisemitismus doch nicht dort sehen wollen, wo er nicht ist.

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