Curt Riess liebt das Theater, und er macht sich um seine Zukunft Sorgen. Die größte Gefahr sieht er in den Regisseuren und Dramaturgen, die um jeden Preis originell sein wollen.
Sein Zitat aus der „Süddeutschen Zeitung“ trifft den Kern des Problems: „Der Wunsch nämlich, den sich die wenigen in den Feuilletons gelobten Regisseure erfüllen, ein altes Stück mit dem heutigen Wissen, heutigen Erfahrungen zu begreifen, es zu nutzen für die Aussagen über die Gegenwart —, er ist nicht der des Publikums.“ Es hat allerdings auch schon zeitgenössische Autoren gegeben, die wegen Eigenwilligkeiten des Regisseurs die Aufführung ihres Werkes untersagten.
Ein nützliches und gescheites Buch also. Ein kleiner Fehler sollte allerdings korrigiert werden: Riess rechnet zwar Schnitzler zu den „deutschsprachigen Autoren“, Hofmannsthal, Beer-Hof-mann. Bahr und Schönherr aber zu den .Ausländern“.
THEATER GEGEN DAS PUBLIKUM. AIDA ALS PUTZFRAU UND ANDERE MISSETATEN. Von Curt Riess. Langen-Müller-Verlag, München-Wien 1985. 256 Seiten, geb., öS 265,20.
