6981513-1986_12_11.jpg
Digital In Arbeit

Geyalt

Werbung
Werbung
Werbung

Daß Liebe und Hiebe der Stoff sind, der Leute ins Kino treibt und vor dem Fernsehschirm fesselt, ist eine Binsenweisheit für jeden Drehbuchautor und Regisseur.

Die Umsetzung so manchen Herz-Schmerz-Epos läßt allerdings nicht selten Zuschauer vor Langeweile gähnen und treibt Kritiker dazu, mit spitzer Feder das Machwerk zu zerzausen.

Dann gibt es aber jene Fälle, wo selbst der Kritiker gefesselt das Geschehen verfolgt und uneingeschränkt bereit ist, die spitze Feder beiseite zu legen.

So auch beim dreiteiligen Fernsehfilm „Via Mala“, mit dem der ORF seine Zuseher letztes Wochenende verwöhnte.

Diese internationale Koproduktion war nicht nur ein gut gemachter Film, der von der bizarren Landschaft, von der hervorragenden Filmmusik und von den schau-spielerischenLeistungen lebte, sondern der gleichzeitig den Nachweis erbrachte, daß die Diskussion um Gewalt im Fernsehen differenziert geführt werden muß.

Hier geht es nicht darum, Gewalt als Unterhaltungselement einzusetzen, sondern die Auswirkungen, das Leid, zu sezieren, die ein brutali-sierter, versoffener Patriarch über eine Familie bringen kann.

Damit ist aber eine Situation thematisiert worden, die weit über den Einzelfall hinaus reicht. Gewalt in der Familie, die von vielen Wissenschaftlern konstatierte Bru-talisierung zwischenmenschlicher Beziehungen, gaben dem Film Aktualität, die nachdenklich stimmen sollte.

Die Dramatisierung im Fernsehen zwingt zum Zuschauen, während im Alltag nur allzu viele wegschauen und die Zerstörung menschlicher Existenz als individuelles Problem betrachten, das uns eigentlich nichts angeht.

Die alltägliche „Via Mala“ sollte betroffen machen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung