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G’frett mit Bällen

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Der Weinheber hatte schon recht mit dem G’frett, das wir provozieren, wenn wir nicht gerade eines mit irgendwas haben. Schon ehedem schlurfte man in der Stadt fallweise durch Schneematsch oder plätscherte durch Wasserlachen. Aber es gab eine Möglichkeit, trockenen Fußes ans Ziel zu gelangen. Versuchen Sie heute einmal, in einem Schuhgeschäft Galoschen zu verlangen …

Und was für ein G’frett sind die jetzt so aktuellen Bälle. Wer allein in full dress auf so ein Fest geht, wird auch allein und frustriert wieder Weggehen. Sollte er gewagt haben, eine unbekannte Dame zum Tanz aufzufordern, er wäre wie ein zudringlicher Bittsteller abgefertigt worden. Abgesehen davon,

daß er kaum eine alleinstehende Dame angetroffen hätte, denn man geht zu zweit und bleibt zu zweit und mopst sich zu zweit.

So ein G’frett hat’s früher nicht gegeben, es bleibt dem Vergnügungssüchtigen auch noch gelegentlich in ländlichen Gebieten erspart. Da darf er sich kühn einer Dame nähern, ist er wohlerzogen, stellt er sich vielleicht vor, es geht aber auch so - man unterhält sich, plaudert, flirtet, vielleicht verliebt man sich sogar schrecklich, um einander später nie wieder zu sehen, manchmal aber auch das … Heute werden Bekanntschaften bei allen möglichen und oft unmöglichen Gelegenheiten, beim Sport, auf der Straße, im Cafe geschlossen. Nur bei Bällen, da ist’s halt ein G’frett.

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