Vermutlich kennen Sie beides: - den Güterweg, der gerade so breit ist, wie es ein Traktor braucht. Eine Spurbreite muß genügen, zum Schutz da und dort vielleicht ein Zaun, möglichst kein Gegenverkehr, und Überholen - nein: Überholen ist nicht möglich, denn es gibt ja nur eine einzige Spur. Hintereinander herfahren - so heißt die Devise. Wer den schmalen Weg verläßt, kommt zu Schaden, es sei denn, daß er durch Berghang und Zaun vor dem Ärgsten bewahrt wird. Aber auch die Begegnung mit diesen Abgrenzungen ist schmerzlich genug. - die Autobahn: zwei-, drei- und mehrspurig erlaubt sie die Wahl verschiedener Geschwindigkeit, gibt Raum zur Wahl des Fahrstreifens: nicht nur hintereinander, sondern auch nebeneinander, freilich oft auch einfach aneinander vorbei. Dennoch nicht in wahlloser Beliebigkeit - die Leitplanken bewahren vor dem Ausritt ins Feld. Sie verweisen auf die Abgrenzung, bis zu ihnen öffnet sich zugleich die Weite einer gewissen Bandbreite.
Einheit der Kirche und Einheit in der Kirche ist kein Güterweg, ist nicht zu verwechseln mit KinheitWch-keit: Nicht alle auf der gleichen Spur, nicht alle im gleichen Tempo. Einheit eröffnet die Perspektive der Vielfalt, ermöglicht den einen, in der rechten Spur zu fahren, den anderen, weiter links. Viele fahren in der Mitte. Da sind die einen schneller unterwegs, die anderen langsamer. Auch hier nicht in völliger Beliebigkeit: Leitplanken zeigen die Grenzen auf - sie zu touchieren ist schmerzvoll.
Auf dem Güterweg ist es ruhiger, auf der Autobahn geht es recht zu.
Solange alle aufeinander schauen, einander respektieren, geht das auch gut. Unachtsamkeit und Rücksichtslosigkeit führen jedoch zu recht schlimmen Kollisionen. Muß es deswegen wieder ä la Güterweg sein?
Vielfalt ist eine bereichernde Chance, weil Menschen darin ernstgenommen werden, auch wenn es dadurch unruhig wird. Aber weist auch auf den Geist. - Und nur um das anzumerken: Die Kirche der biblischen Zeit glich keinem Güterweg!
Ich fahre gerne auf der Autobahn - und Sie?
