Wer in diesen Tagen an Golf denkt, dem wird's mulmig. Die gegenwärtige Krise in der Golfregion beeinträchtigt den wohlanständigen Bürgerschlaf der Mitteleuropäer. Die internationale Solidarität läßt uns nicht in Ruhe.
Wie tröstlich, daß es auch noch andere Golf-Probleme gibt. In Deutschland tobt ein anderer „Golf-Krieg". Unblutig gottlob, aber keineswegs unheftig. Es handelt sich um die Auseinandersetzung zwischen den Wohlstandsbürgern, die nach Eroberung der ehemaligen Nobelsportarten Reiten und Tennis nunmehr ihre Ambitionen auf das nervenzerfetzende Spiel mit den kleinen weißen Kugeln und den langen Schlagstücken richten.
Keine Kriegserklärung ohne wissenschaftlich abgesicherte Begründung. In diesen Tagen ließ derwohlhabende deutsche Golfverband verkünden, daß jeder siebente Bürger im Lande gerne Golf spielen möchte. Das ergibt, locker hochgerechnet, eine Zahl, die etwa der Bevölkerungszahl von Österreich entspricht.
Um alle die potentiellen Golfer auch auf die Runde zu lassen, benötigt man freilich eine Fläche, die nicht viel weniger als ein komplettes mittleres Staatsgebiet ausmacht. Dafür ist Österreich gottseidank nicht recht geeignet. Man benötigt flaches bis welliges Grünland.
Zu den Befürwortern der neuesten sportlichen Welle gehören auch die Landwirte, zumindest diejenigen, die erkannt haben, daß kaum etwas so gewinnträchtig und krisensicher ist wie der Anbau von Greens, Bunkern und Fair-ways.Aberwo ein Befürworter ist, da ist in unserer pluralistischen Gesellschaft immerauch ein Gegner.
Kann man denn eigentlich gegen Sport sein und dazu noch öffentlich? Man kann - durchaus, zum Beispiel aus klassenkämpferischen Gründen. Immerhin ist ja der schottische Schäfersport hierzulande immer noch ein Sport der einigermaßen Begüterten.
Man kann gegen Golf aber auch aus ökologischen Gründen sein. Die Naturschützer stoßen sich an den allzu kurz gehaltenen Gräsern der Spielbahnen und finden auch die erforderlichen Klubhäuser, Parkplätze und Zufahrtsstraßen als schlimme Eingriffe in die Natur.
Die Auseinandersetzung ist noch lange nicht entschieden. Da kommt dieser Tage eine Golf-Meldung, die allenthalben nichts als Freude machen dürfte: In der Republik Südafrika haben sich der bislang rein weiße und der bislang ausschließlichschwarze Golf-Verband zusammengeschlossen, um künftig gemeinsam bunte Bälle fernen Löchern zuzutreiben.
Wenigstens eine friedliche -Botschaft vom Golf in diesen Tagen.