7050728-1990_50_20.jpg
Digital In Arbeit

Golfrausch

Werbung
Werbung
Werbung

Wer in diesen Tagen an Golf denkt, dem wird's mulmig. Die gegenwärtige Krise in der Golfregion beeinträchtigt den wohlanständigen Bürgerschlaf der Mitteleuropäer. Die inter­nationale Solidarität läßt uns nicht in Ruhe.

Wie tröstlich, daß es auch noch andere Golf-Probleme gibt. In Deutschland tobt ein anderer „Golf-Krieg". Unblu­tig gottlob, aber keineswegs unheftig. Es handelt sich um die Auseinandersetzung zwi­schen den Wohlstandsbürgern, die nach Eroberung der ehe­maligen Nobelsportarten Rei­ten und Tennis nunmehr ihre Ambitionen auf das nervenzer­fetzende Spiel mit den kleinen weißen Kugeln und den langen Schlagstücken richten.

Keine Kriegserklärung ohne wissenschaftlich abgesicherte Begründung. In diesen Tagen ließ derwohlhabende deutsche Golfverband verkünden, daß jeder siebente Bürger im Lan­de gerne Golf spielen möchte. Das ergibt, locker hochgerech­net, eine Zahl, die etwa der Bevölkerungszahl von Öster­reich entspricht.

Um alle die potentiellen Golfer auch auf die Runde zu lassen, benötigt man freilich eine Fläche, die nicht viel weniger als ein komplettes mittleres Staatsgebiet aus­macht. Dafür ist Österreich gottseidank nicht recht geeig­net. Man benötigt flaches bis welliges Grünland.

Zu den Befürwortern der neuesten sportlichen Welle gehören auch die Landwirte, zumindest diejenigen, die er­kannt haben, daß kaum etwas so gewinnträchtig und krisen­sicher ist wie der Anbau von Greens, Bunkern und Fair-ways.Aberwo ein Befürworter ist, da ist in unserer pluralisti­schen Gesellschaft immerauch ein Gegner.

Kann man denn eigentlich gegen Sport sein und dazu noch öffentlich? Man kann - durch­aus, zum Beispiel aus klassen­kämpferischen Gründen. Im­merhin ist ja der schottische Schäfersport hierzulande im­mer noch ein Sport der einiger­maßen Begüterten.

Man kann gegen Golf aber auch aus ökologischen Grün­den sein. Die Naturschützer stoßen sich an den allzu kurz gehaltenen Gräsern der Spiel­bahnen und finden auch die erforderlichen Klubhäuser, Parkplätze und Zufahrtsstra­ßen als schlimme Eingriffe in die Natur.

Die Auseinandersetzung ist noch lange nicht entschieden. Da kommt dieser Tage eine Golf-Meldung, die allenthalben nichts als Freude machen dürf­te: In der Republik Südafrika haben sich der bislang rein weiße und der bislang aus­schließlichschwarze Golf-Ver­band zusammengeschlossen, um künftig gemeinsam bunte Bälle fernen Löchern zuzutrei­ben.

Wenigstens eine friedliche -Botschaft vom Golf in diesen Tagen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung