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Gralshüter

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Ein großes Kleinformat empfahl seinen Lesern die .flucht in Ketten“. US-amerikanisch und aus dem Jahr 1958.

Der Film mit der besonderen — sprich österreichischen — Note lief aber Sonntag abend auf dem anderen Kanal. In FS 1 um 20 Uhr 30.

,J)er Schatz des Kaisers“ oder: Wie sich Jörg Mauthe einen österreichischen Krimi vorstellte. Abgesehen von den kriminalistischen Implikationen, die die Geschichte vorantrieben, lag der Schwerpunkt auf der Darstellung des hochherrschaftlichen und hofrätlichen Ambientes, das mit jedem Atemzug die Geschichte Altösterreichs lebendig werden ließ.

Der verlorene Schatz Kaiser Rudolfs IL, von dem plötzlich ein Einzelstück im Wiener Sandlermilieu auftaucht, ist der Ansatzpunkt, um in die große Geschichte Österreichs einzusteigen und den Zuseher an Schauplätze zu führen, die sonst nur wenigen offenstehen.

Oder besser gesagt: Die für Touristen zwar zugänglich sind, aber kaum je jene Atmosphäre vermitteln, die dieser Film aufbaut.

Er lebt von jenem Geist, den man als aufmerksamer Beobachter noch in den großen Museen und diversen Sammlungen der Nationalbibliothek wehen spürt; den die Gralshüter des großen alten Österreich verströmen.

Es entstand manchmal der Eindruck der Langatmigkeit, doch mit gängiger Fernsehästhetik ließe sich die Geschichte wohl nicht erzählen.

Die Ungeduld vor dem Bildschirm läßt allerdings die Frage entstehen, ob eine Synthese dieser Wirklichkeit mit der wirklichen Wirklichkeit herstellbar ist. Ob der Ansatz einer neuen Identität aus der großen alten Geschichte zu gewinnen ist. Mauthes Anliegen war es sicher.

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