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„Greeneland“

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Der Titel von Graham Greene’s neuestem Werk, „Fluchtwege“, steht in Zusammenhang mit der Behauptung des Autors, „daß meine Reisen, genau wie die Tätigkeit des Schreibens, Fluchtversuche waren“.

Vielleicht. Sicher ist, daß dieses Buch eine für Greene charakteristische Flucht vor der Autobiographie eines reifen Menschen darstellt; eine solche war von dem 77jährigen Doyen der englischen Literatur schon seit etlicher Zeit erwartet worden.

Was er uns stattdessen bietet, ist eine Reihe besinnlicher Vorworte zu seinen bisherigen Werken — ein Versuch, die Ereignisse und Umstände zurückzurufen, die das Werden seiner Romane und Erzählungen beeinflußt und begleitet haben.

Greene ist wie wohl kein anderer Autor herumgereist und seine besten Romane spielen in so unterschiedlichen Schauplätzen wie Mexiko, Westafrika, im Nach- kriegs-Wien, Vietnam, Kuba und Paraguay.

„Fluchtwege“ ist rar an Beschwerden oder Anklagen. Einigen seiner Kritiker aber wirft Greene vor, daß sie seiner präzisen Erfassung und Beschreibung der Atmosphäre verschiedenster

Schauplätze mit der Wortschöpfung „Greeneland“ gerecht werden wollten.

Trotzdem: die Kritiker liegen damit nicht falsch. Und auch in „Fluchtwege“ wird ein Hauch dieser Atmosphäre von „Greeneland“ spürbar: ein Nebel der Melancholie, durchsogen von Barmherzigkeit und Güte, dazwischen immer wieder das Aufblitzen von Geist, Verstand und Witz.

FLUCHTWEGE. Von Graham Greene. Paul-Zsolnay-Verlag. Wien 1981. 320 Seiten, Lit, öS 240.-

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