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Gregors Kalender

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Was geschah in Rom vom 5. bis zum 14. Oktober 1582? So lautet die erste Frage, die Heinz Zemanek, Professor an der Technischen Universität Wien und international anerkannter Computerexperte bei IBM, in seinem Buch „Kalender und Chronologie” stellt und selbst beantwortet: In diesen Tagen geschah in Rom überhaupt nichts. Aufgrund der Kalenderreform von Papst Gregor XIII. folgte nämlich auf den 4. sofort der 15. Oktober. Diese Reform stieß freilich anfangs auf Widerstand, vor allem in den protestantischen Ländern, und setzte sich in manchen Gebieten erst nach Jahrhunderten durch.

Die Reform war notwendig. Das bis dahin gültige Julianische Jahr (365 Tage, alle vier Jahre ein Schalttag) wich zwar pro Jahr vom astronomischen Jahr (365,2421875 Tage) nur um 674 Sekunden ab, doch bis zur Renaissance war dadurch schon ein Unterschied von zehn Tagen eingetreten.

Dazu Zemanek: „Auf Grund längerer wissenschaftlicher Vorarbeit führte Papst Gregor XIII. eine bessere Annäherung ein, die in 400 Jahren 97 Schalttage vorsieht: in den durch 100 teilbaren Jahren werden die Schalttage fortgelassen, außer die Hunderterzahl ist durch vier teilbar.”

Zemanek stellt fest, daß der Gregorianische Kalender, der auf Arbeiten des italienischen Arztes Aloisius Lilius und des bayerischen Jesuiten Christoph Clavius fußt, genauer, aber auch komplizierter ist: „Dies scheint ein allgemeines Prinzip zu sein: Von einem bestimmten Punkt an kann man höhere Präzision nur um höhere Unordnung erkaufen und höhere Ordnung um geringere Präzision.”

Der Gregorianische Kalender war vor 400 Jahren ein Fortschritt, • hat aber Mängel, die durch das Weglassen eines weiteren Schalttages alle 3200 Jahre korrigiert werden müßten. Genauer ist der Griechisch-Orthodoxe Kalender, der vom astronomischen Jahr nur um zwei Sekunden abweicht (der Gregorianische um 26 Sekunden).

Zemaheks Buch ist eine Fundgrube für Kalenderinteressierte und mathematische Tüftler, aber auch für Abergläubische. Sie dürfen sich hier vorrechnen lassen, daß der 13. eines Monats am häufigsten auf einen Freitag fällt...

KALENDER UND CHRONOLOGIE. Von Heinz Zemanek. Oldenbourg Verlag, 2. über-arb. u. erw. Aufl., München 1981, 156 Seiten, öS 226,50.

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