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Grell & grotesk

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(Salzburger Landestheater, Kammerspiele; "Triptychon" von Gerhard Schedl) Drei Kammeropern, zusammengefaßt als "Triptychon", widmet das Landestheater den Freunden neuen Musiktheaters als Uraufführung. Themen: Krieg, Liebe, Unterdrückung, Inhumanität. Im ersten Stück "Pierre et Luce" (das schwache Libretto nach einer Novelle von Romain Rolland schrieb Attila Böcs) geht es um Liebe, Geborgenheit und tödli-che Bedrohung. Dafür hat Schedl die schwächste Musik geschrieben, Regisseur Didier von Orlovsky überzeichnete die Figuren ins Clownhafte, Groteske, Irreale, wiewohl für alle drei Nummern des "Triptychons" durchaus eine Re-gie-Idee spürbar ist.

"S.C.H.A.S.", das skurrile Mu-siktheater nach H. C. Artmanns (mißverstandenen?) "Erlaubent, Schas, sehr heiß, bitte!" erhielt die expressivste, grellste Musik mit klassisch formulierten Einsprengseln, die vor allem dem Süßen Madel Stephanie (Helene Johannson) anvertraut sind; der Herr Lackl (Ludwig Grabmaier) zieht sie nicht nur mit der Stimme in seinen Bann. Aggression, Falschheit, Verstellung sind in dieser Musik zu hören.

Bleibt "Kontrabaß", das wohl stärkste Opus - auch musikalisch in seinen Lyrismen: Das Mädchen (Katharina Goeldner, vorher auch als Luce zu sehen) und der Junge (Franz Supper, auch Pierre) haben höchste Verdienste um die beiden Stücke. Der "Kontrabaß" erhält seine Stärke nicht nur durch die musikalischen Farben, sondern vor allem durch Hubert Bergers Sprech-rolle von Lukas Silbermann I, des-sen Darstellung des bei der Zerstö-rung Dresdens verletzten Baßgeigers, der Gespräche mit einer ima-ginierten Frau führt, wahrlich zu rühren vermag.

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