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Grelle Mörder

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(Komische Oper Ost-Berlin; „Lear“ von Aribert Reimann) Aribert Reimann, Sohn eines Berliner Kirchenmusikdirektors, ist ein Erfolgskomponist. Wenn bedeutende Werke von ihm aufgeführt werden wie jetzt in West- Berlin das „Requiem“, wenige Tage später an der Komischen Oper in Ost-Berlin der „Lear“, bezeugen politische Würdenträger ihre professionelle Aufgeschlossenheit, sind Zeitungen von gegensätzlicher Ideologie der gleichen positiven Meinung, und sogar das Publikum jubelt. Zweifellos: das stimmt skeptisch, reizt zum Vorurteil.

Das größte Verdienst der von dem jungen Dirigenten Hartmut Haenchen und dem „Chefregisseur“ der Komischen Oper, Harry Kupfer, geleiteten „Lear“-Insze- nierung besteht darin, zweieinhalb Stunden derart in Atem zu halten, daß diese Skepsis verging.

Der grelle Charakter der in dem schmutzig-schwarz ausgeschlagenen Bühnenkasten (Bild: Reinhart Zimmermann) wie aus archaischem Grund aufgetriebenen Szenen im Spiel von Tod und keiner Liebe, die Schärfe und Präzision von szenischem und musikalischem Ausdruck, all dies sorgte für den rar gewordenen Einklang von Effekt und Wahrhaftigkeit. Werner Haseleu, vor Jahren Schönbergs Moses in Dresden, gibt einen Lear, der durch Machtmißbrauch die Mörderwelt mitzuverantworten hat, aber auch den Alltagsmenschen,

einen von uns, oder besser: den Lear in uns selbst.

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