7012381-1988_13_19.jpg
Digital In Arbeit

Apokalyptisch

Werbung
Werbung
Werbung

(Opernhaus Zürich; „Lear“ von Aribert Reimann) Mit der Schweizer Erstaufführung des „Lear“ in Zürich hat Regisseur Harry Kupfer ein neues Kapitel Operngeschichte geschrieben. Schon zur Ouvertüre entfaltete sich auf schwarz ausgeschlagener Bühne eine apokalyptische Vision: Fahnen, Orden, Embleme der Macht ins Uberdimensionierte vergrößert. In drangvoller Enge und mit quälend-unbeirrbarer Langsamkeit entwickelten sich Prozesse von Masochismus, Sadismus, Extreme des Luxus, abstruse Eitelkeit (Bühnenbild: Reinhart Zimmermann, Kostüme: Eleonore Kleiber).

Auf dieser Linie blieb folgerichtig die gesamte Aufführung. Vor dem Hintergrund der Eruption des Bösen wird das Schicksal Lears aufgefächert: der mächtige König, der machtlose Vater, der verlassene alte Mann, der wahnsinnige Greis und am Ende der Mensch Lear. Die untauglichen Versuche Edgars und Cordelias, Liebe und Treue ins Spiel zu bringen, muten irrwitzig an.

Dirigent Michael Boder ist (erst) 29 Jahre alt, seine Gestaltung der Partitur steht den Visionen von Harry Kupfer nicht nach. Trotz der schwierig zu bewältigenden Musik von Aribert Reimann vermag das Ensemble, allen voran Werner Haseleu in der Titelrolle, darüber hinaus noch packend zu gestalten. Jozsef De-ne als Graf Gloster, Peter Keller als Edgar, Mani Mekler als Gone-ril, Patricia Stone als Regan und Jana Smitkova als Cordelia sind in den wichtigsten Partien zu hören.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung