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Grenzgängerin zwischen Welten

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Innerhalb der Bücher zum „Frau-Sein” bildet der Band über die englische Forscherin Gertrude Bell einen wissenschaftlichen und menschlichen Meilenstein.

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Innerhalb der Bücher zum „Frau-Sein” bildet der Band über die englische Forscherin Gertrude Bell einen wissenschaftlichen und menschlichen Meilenstein.

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Gertrude Bell (1868-1926), Tochter eines aufgeschlossenen englischen Adeligen, absolvierte als eine der ersten Frauen ihr Studium der Geschichte in Oxford mit ausgezeichnetem Erfolg. Später inskribierte sie Archäologie in Paris. Ihre Liebe zum Orient entdeckte die junge Akademikerin auf einer Persienreise, ein Gefühl das bis zu ihrem Tod anhielt.

Nach einem eingehenden Vorwort von Gabriele Krone-Schmalz und anhand überleitender Texte von Rachel Gratzfeld lernt der Leser durch Briefe, primär an ihre geliebten Eltern, Gertrude Bell selbst kennen. Diese Korrespondenz beginnt die Wagemutige während ihrer Persienreise 1892. Bei all den folgenden Expeditionen, vor allem der abenteuerlichen Durchquerung der arabischen Wüste, und in ihrer späteren Funktion als politische Beraterin in Kairo, Basra und schließlich in Bagdad beim britischen Hochkommissariat vergißt sie nie ihre tagebuchartigen Berichte nach Hause. In den letzten Briefen erzählt die begabte Schriftstellerin über ihre Vorkämpferinnenrolle für die arabische Unabhängigkeit, die Gründung des Irak und die Wahl des ersten Königs Feisal, der sie zur Verantwortlichen für die Altertümer seines Landes erhob.

In der ersten Hälfte der Schreiben ist der Leser begeistert über Beils Stil, der geradezu von klassischem, subtilem englischen Humor zeugt. Neben die Begeisterung tritt während der weiteren Lektüre ein wirklich tiefes Berührtsein über die Frau in der Wissenschaftlerin und Abenteurerin: Gertrude war hoffnungslos in den verheirateten Major Charles Doughty-Wylie verliebt, den sie 1909 in Konya kennengelernt hatte (er fiel im Ersten Weltkrieg). Die Briefe darüber sind Zeugnis von einer packenden Gemütstiefe und großen Verletzlichkeit. Der Tod der „Tochter Arabiens” 1926 in Bagdad war vermutlich Selbstmord. Geblieben sind die wissenschaftlichen Publikationen und persönlichen Aufzeichnungen dieser herausragenden Frau.

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