7210495-1992_28_17.jpg
Digital In Arbeit

Großer „Nathan"

Werbung
Werbung
Werbung

Romuald Pekny bei den Perchtolds-dorfer Sommerspielen: Ein „Nathan der Weise" (Gotthold Ephraim Lessing hätte sich gefreut), der Leiden, Verzweiflung, Emotion nicht verschämt verbirgt, mehr ausspielt als üblich, ein erschütternder, zu Herzen gehender, dabei ungewohnter Nathan, ein Nathan mit hochartifizieller Gestik und Mimik, und zugleich der natürlichste Nathan, den man sich wünschen kann. Mit einem harten letzten Abgang: Alle haben sich gefunden, da wird er nicht mehr gebraucht.

Er ist Mittelpunkt einer Inszenierung von Jürgen Wilke, die nichts von „Sommertheater" an sich hat, mit der jede Bühne zu jeder Zeit Ehre einlegen könnte. Sie ist auch rundum wunderbar besetzt, Proschat Madani eine Recha, die sich vor keiner Vorgängerin verstecken muß, Christoph Zadra ein beeindruckender Tempelherr, Julia Gschnitzer eine brave Daja.

Wilke ist dabei ein „Nathan" von völlig unpenetranter, niemals „ausgestellter" Aktualität gelungen. Thomas Stroux ist ein Saladin, der menschlich handelt, weil es das Natürlichste von der Welt ist, ein völlig unpathetischer Typ - denkt man an einige, die anderswo buchstäblich am Drücker sind, entsteht jene grauenhafte Fallhöhe, die niemals nur Kunstprodukt sein kann.

Uwe Falkenbach - ein Patriarch, dessen Leutseligkeit erschauern läßt: „Tut nichts, der Jude wird verbrannt." Daneben sein unwilliges Instrument, der Laienbruder, der nicht lesen kann: Klaus Behrendt ist fast reflexhaft Mensch. Man spürt, daß ihm der Inquisitor geradezu körperlich zuwider ist. Es gibt keinen Schwachpunkt, die Aufführung ist ein Genuß - und eine ernste Mahnung.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung