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Gründerzeitkrimi

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Für erhebliche Stimmung sorgt er sicher, der bei uns bisher noch völlig unbekannte römische Schriftsteller Domenico Campana.

Sein neuer Roman „Das Leuchten der Sirene" behandelt eine mysteriöse Mordserie im Palermo des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Man schickt zu deren Aufklärung einen Kriminalinspektor aus dem Norden. Doch die gerade erst vereinigte italienische Zentralmacht beißt sich an den sizi-lianischen Verhältnissen die Zähne aus. Der Mord am örtlichen Polizeichef ist nur der Auftakt zu einem verwirrenden Puzzlespiel, das rur mafiose Traditionen und den magischen Volksglauben steht. Nichts Neues unter Palermos Sonne also: Norden gegen Süden, Aufklärung kontra Komplotte und Vendetta.

Die Welt des Verbrechens weiß der Autor recht kundig zu beschreiben. Realismus und Ironie paaren sich dabei zu einem prallen Bild siziliani-schen Alltags, das so aktuell wie eh und je ist. Inspektor Tindaris Weg durchs gesellschaftliche Labyrinth gerät so unversehens zu einem politischen Thriller, dessen historische Wurzeln bloßzuliegen scheinen. Natürlich, Calvino, Ecco oder Bufalino lassen hier auch grüßen, aber Campanas Prosa ist durchaus eigenständig, erwächst sie doch aus der sozialkritischen literarischen Tradition.

Also auf zur Lösung der vielen Rätsel, die dieses fesselnde Buch in sich birgt!

DAS LEUCHTEN DER SIRENE. Von Domenico Campana. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 1993. 243 Seiten, öS 297,-.

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