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Hände falten

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Das Zusammengeben der Hände als äußeres Zeichen des Betens ist in unserem Kulturkreis in mehreren Formen bekannt. Die wohl klassische Form des Hände-faltens wurde in der Kunst immer wieder dargestellt, so in Dürers berühmten „betenden Händen” (einer Skizze für ein später ausgeführtes Ölgemälde).

Obwohl diese sehr strenge Körperhaltung heute häufig durch andere Gesten ersetzt wird, läßt sie die ursprüngliche Bedeutung genauer erkennen: Die aufeinandergelegten Handflächen signalisieren in deutlicher Körpersprache die Sammlung, den Gang nach innen, die Engführung der seelischen und körperlichen Kräfte auf ein inneres Tun.

Neben dieser einen Grundhaltung gibt es noch mehrere Gebetshaltungen, denen es gemeinsam ist, daß sie immer eine Art von Sammlung ausdrücken —freilich mit anderen Nuancen. Das Zusammenfügen der Hände mit verschränkten Fingern erinnert an arbeitende Hände, an ein kraftvolles Ineinandergreifen, an ein zupackendes Tun. Das lose Zusammengeben der Hände wirkt eher entspannt und ruhig, läßt uns an einen nachdenklichen oder gesammelt zuhörenden Menschen denken.

Andere Gebetshaltungen verzichten auf ein Zusammenfügen der Hände. So werden die Unterarme aneinandergefügt und an den Oberkörper angelegt. Auch hier läßt die Körpersprache fühlen, daß es um Sammlung geht: Ich versuche, „zu mir zu kommen” oder „bei mir zu bleiben” — ich wehre Zerstreuung und Ablenkung ab. Wer solche Körperhaltungen (wie auch das Stehen, Sitzen und Knien) bewußt pflegt, wird bemerken, welch starker Zusammenhang zwischen äußerem und innerem Tun entstehen kann.

Eine weitere Gebetshaltung wird eher in anderen Kulturen gepflegt: das Ausbreiten der Hände. Hier ist der Unterschied zu den bisher besprochenen Haltungen deutlich zu spüren.

Hier wendet sich die innere Blickrichtung nach oben. Der Körper richtet sich danach, die Hände folgen dieser Ausrichtung. In der abendländischen Tradition ist diese Gebetshaltung die des Priesters als Vorsteher der Eucharistiegemeinde. Nicht zuletzt, seit Tertullian darauf hingewiesen hat, daß die Gebetshaltung mit ausgebreiteten Armen auf Jesus, den Gekreuzigten, hinweise.

Allen Gebetshaltungen ist gemeinsam, daß sie Ausdruck einer inneren Einstellung sind — oder wenigstens sein sollten. Rechthaberei ist hier sicher unangebracht. Gut ist jede Haltung, die redlich ist und, ohne auffallen zu wollen, aus innerer Sammlung kommt.

36. Teil einer Serie über Zeichen und Symbole im Jahreskreis der Kirche.

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