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Hakels Beispiel

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Viele, vor allem manche führende Figuren des Kulturbetriebes haben es vergessen: Die Kultur lebt nicht — oder nicht nur — in den sensationellen Modernismen oder Antikisierungen, über die jedermann spricht, nicht im neumodischen Schnick-Schnack oder im altmodischen Tand, sondern, zum Beispiel, in den lebenslangen geistigen Bestrebungen einsamer, gar nicht sehr berühmter einzelner.

Zu ihnen gehörte der Lyriker und Literaturforscher Hermann Hakel (1911 bis 1987), Herausgeber der Zeitschrift .JLynkeus“, ein gütiger, allerdings auch unbeugsamer Bekenner jüdischer Geistigkeit und profunder Kenner der jiddischen Literatur.

Ein Abend des PEN-Clubs erinnerte an den im Dezember des vorigen Jahres verstorbenen Dichter. Seine Lyrik und Prosa wurden von der Schauspielerin Angelica Schütz und vom Lyriker Clemens Eich vorgestellt; Hakels Nachlaßverwalter, Emmerich Kolovic, sprach die kundigen Kommentare; Raimund Kovacic (Violine) spielte Stücke von Te-lemann und Bach.

Was sich da im überfüllten Saal des Presseklubs Concordia ereignete, war viel mehr als ein Akt der Pietät. Das Werk eines stillen, opferbereiten, allein seinen Visionen dienenden Mannes entfaltete seine wahre Bedeutung. Manche schöpften aus dem Beispiel Hermann Hakels neue Kraft, in einer kalten und lärmenden Zeit geistig zu bestehen.

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