Der Nordatlantikverkehr sah 1992 einen weiteren Preis verfall; in Europa gab es vereinzelte, befristete und in ihrer Platzanzahl beschränkte Billigangebote (zum Beispiel der österreichischen und deutschen Fluggesellschaften um 2.500 Schilling ein Hin- und Rückflug zwischen Österreich und Deutschland im November und Dezember; von und nach München nur 1.500 Schilling).Die westeuropäischen Gesellschaften lancierten nach US-Vorbild Viel-fliegerprogramme. Wer mit einer Gesellschaft sehr oft fliegt, kann acc-ross-the-board eine Ermäßigung von zehn bis 15 Prozent lukrieren. Allerdings darf
In Österreich stellt sich die Lage differenziert dar: Während die kleineren Gesellschaften dank eines überproportionalen Passagierwachstums positive Betriebsergebnisse haben werden, wird Austrian Airlines im operativen Bereich das Jahr 1992 mit Verlust abschließen.Für die sechs österreichischen Verkehrsflughäfen hingegen wird 1992 ein sehr positives Jahr: Alle melden zweistellige Steigerungsraten der Passagier- und Bewegungszahlen (zum Beispiel Schwe-chat 1992 gegenüber 1991 plus 16,5 Prozent an Passagieren, plus 16,7 Prozent an Bewegungen, plus 11,9 Prozent MTOW= Abfluggewicht; Graz
Der oft gemalte Garten von Claude Monet in Giverny ist jedem Kunstfreund ein Begriff. Wenige wissen allerdings, daß sich der Künstler nicht nur mit seinem Blumengarten und dem Seerosenteich, sondern auch mit seinem Obst- und Gemüsegarten liebevoll befaßte; auch überwachte er persönlich sein zukünftigen Tafelfreuden vorenthaltenes Zuchtgeflügel.Nun, hat Ciaire Joyce, ein angeheiratetes Mitglied der Familie Monet, vier Generationen nach dem Leben des Malers ein exquisites Buch geschaffen: Kulturgeschichte und Künstlermonograf ie, Sittengemälde und Stimmungsbild, zugleich aber
Als Schauspieler und Regisseur, doch auch als Privatmann verkör- perte er Tugenden, die selten ge- worden sind: Redlichkeit des Gei- stes, Präzision der Mittel, Geradli- nigkeit einer untadeligen Haltung. Hans Jaray, der nun im 83. Lebens- jahr an einem Herzversagen gestor- ben ist, unterwarf sich selbst den strengsten Ansprüchen von Ethik und Ästhetik. Er erfüllte sie ein Leben lang.Jung war er bekannt, ja berühmt geworden in der Rolle des Kaisers Franz Joseph als Partner von Paula Wessely, als Pfarrer von Kirchfeld, als eines der glänzendsten Talente von Max Reinhardt. Er, der katho-
Nicht die lärmenden, im Augenblick von Applaus umbrandeten, von der Mode begünstigten Poeten sind die Protagonisten der österreichischen Lyrik, sondern die stillen wie Michael Outtenbrun-ner, Alois Hergouth, Klaus Demus. Einer vonihnen, Ernst Schönwiese, feiert am 6. Jänner seinen 85. Geburtstag.Jahre und Jahrzehnte lang wirkte er in der kulturellen Öffentlichkeit als erster Analytiker und Deuter von Robert Musil und Hermann Broch, als Herausgeber der Zeitschrift „Das Silberboot", als behutsamer Leiter der Literaturabteilung des Rundfunks. Er erwies sich als Mann des Humanismus und als
Das Beispiel von Henri Matisse (1863-1954) zeigt, daß ein außergewöhnlicher Maler den Geist der Erneuerung mit der Besinnung auf maßgebliche Vorbilder zu vereinen vermag. Wie der Autor der vorliegenden Monographie, John Jaco-bus, nachweist, waren für den Künstler aus der Picardie alte Meister wie Nicolas Poussin,Jean-Bap-tiste Chardin und Antoine Watteau beispielhaft. Wie sein Freund Pablo Picasso, lernte Matisse vieles bei Paul Cezanne. Dennoch - oder gerade deshalb - ist die Frische seiner Kunst, die Macht seiner eigenständigen Inspiration bis heute wirksam.HENRI MATISSE. Von John
(Großer Musikvereinssaal, Wien; „Ins Antlitz der Unterdrückung“. Oratorium von Alexander Blechinger und Roman RoCek) Auch in Wien sammelt sich eine Opposition, die die zuweilen diktatorische Einseitigkeit der amtlichen Kunstförde-rungs-Politik durchschaut, entlarvt und attackiert. Zu diesen rebellischen Geistern gehört der Komponist Alexander Blechinger, Jahrgang 1956, der eine breit angelegte „Moritat über den Kulturbetrieb“ komponiert hat. Der geistreiche, hart zupackende Text stammt vom Essayisten Roman Rocek.Vor der Pause: Alfons Zwickers (geb. 1952) „Monochromes Blau“,
Im 1900 errichteten Gare d'Orsay in Paris, dessen phantasievolle Bahnhofsarchitektur für Artefakte einen geeigneten Rahmen bietet, befindet sich seit einiger Zeit das Musee d'Orsay, eine Sammlung französischer Kunst aus den Jahren 1848 bis 1914. Die Gemälde dieses Museums - in einer repräsentativen Auswahl von 858 Reproduktionen - werden nun vom amerikanischen Kunsthistoriker Robert Rosenblum vorgestellt und analytisch erläutert. Manche, die komplexen Fragen vereinfachenden Meinungen des gelehrten Autors sollten vielleicht noch weiter diskutiert werden, doch sind seine kenntnisreichen
Bedeutendes ereignet sich oft in der Stille. Vor mehr als dreißig Jahren hat Rupert Feuchtmüller seine ersten Beiträge über die Kunst des Kremser Schmidt (1718-1801) veröffentlicht, nun legt er die grundlegende Monographie über Werk und Wirkung des Malers vor. Sein Buch ist ohne Zweifel ein geistiger Höhepunkt österreichischer Kunstgeschichte.Feuchtmüller stellt die Persönlichkeit von Martin Johann Schmidt in die vielfältigen Zusammenhänge seiner Zeit, bietet eine ausführliche Darstellung von Schmidts Schaffen, präsentiert daneben sämtliche vorhandenen Studien und Skizzen,
Mit dem Entschluß, den Brüssler Operndirektor Gerard Mortier zum künstlerischen, Hans Landesmann aber zum kaufmännischen Leiter der Salzburger Festspiele zu berufen, hat das Kuratorium eine' vernünftige Entscheidung getroffen.Der Tod Herbert von Kara-jans hat Salzburg eines genialen Dirigenten und weltweit wirksamen Organisators beraubt. Eine Ära ist zu Ende gegangen, und man hat den Versuch unterlassen, sie dem Schein nach zu verlängern.Mit der Berufung der Herren Mortier und Landesmann ist der notwendige Generationswechsel vollzogen worden. Beide Persönlichkeiten sind als Männer
(Stift Altenburg-, „Der wundertätige Magus“ von Calderon.) Seit Jahren bemüht sich der Regisseur Dieter O. Holzinger, in der prachtvollen Bibliothek des Stiftes, dem Genius loci entsprechend, Theaterstücke des Barock zu neuem Leben zu erwecken. Diesmal bringt er Calderons selten gespielten „Wundertätigen Magus“ auf die Bühne, ein von Goethe geschätztes Drama, das auf der Legende des heiligen Cyprianus und der Justina beruht und das Faust-Motiv erkennen läßt.Auf dem in die Breite gezogenen Podest agiert ein schwungvolles junges Ensemble. In der Rolle des Cyprianus ist der
Dietmar Grieser besitzt die seltene Kunst, vergangenes Leben durch Sprache wieder sichtbar und begreifbarzumachen. Sein neues Buch “Eine Liebe in Wien“ bietet viel mehr als die Darstellung von zwanzig denkwürdigen Verliebtheiten; es schildert auch, wie man im intellektuellen Milieu der Wiener Jahrhundertwende empfunden und gedacht hat. Es ist ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Gefühls.Gustav Klimt, Lou Andreas-Salome, Leo Trotzki, Lina Loos, Ludwig Ganghofer, Hermann Broch, Arthur Schnitzler und Gustinus Ambrosi: bereits diese kleine Auswahl aus Griesers Auswahl zeigt, daß der Autor
Posthum macht uns Hans Heinrich Ritter von Srbik, erster Präsident der zur Erhaltung von Kunst- und Kulturdenkmälern gegründeten Messerschmitt-Stiftung ein nobles Geschenk: das Buch “Adelige Jagdhöfe in Tirol“ wurde, als vierte Publikation der Stiftung, von ihm konzipiert.Das Werk bietet eine sachkundige Darstellung zweier Tiroler Jagdsitze aus dem 17. Jahrhundert. Der Ranuihof im Villnößtal und der Felderhof bei Meransen im Pustertal sind nicht nur bemerkenswerte Bau- und Kunstdenkmäler, sondern zugleich Zeugnisse einer weitgehend verschwundenen Lebenskultur. Die Geschichte der
Am 11. Mai hätten wir den 65. Geburtstag von Jörg Mauthe gefeiert. Erinnerungen an den toten Freund erscheinen vor dem inneren Auge; das Geßhi will sich mit der Trennung nicht abfinden, nährt die törichte Hoffnung, Jörg irgendwo in den Straßen der Wiener Innenstadt wieder zu begegnen. Wie man hört, wird ein Roman aus seinem Nachlaß bald erscheinen: "Die Bürger von Schmeggs" in der Edition Atelier. Den Verlag hat er seinerzeit selbst gegründet in Verbindung mit der Zeitschrift "Wiener Journal". In jungen Jahren war er Kunstkritiker der FURCHE gewesen, es folgten seine
Anzuzeigen ist das Erscheinen eines Buches, das zu den wichtigsten dieses Frühlings gehört. Zum ersten Mal liegen nun sämtliche Gedichte des Frühwerks von Paul Celan (1920-1970) gesammelt vor, zu ihnen gehören auch die in rumänischer Sprache verfaßten lyrischen Texte.Die Herausgeberin Barbara Wiedemann hat nicht nur beispielhafte wissenschaftliche Arbeit geleistet, sondern behutsam und Uebevoū das eine zum anderen gefügt. Die editorische Sorgfalt läßt Zuneigung, ja Bewunderung erkennen und wird der Aufgabe gerade dadurch gerecht. Einer Haltung dieser Art begegnen wir heutzutage
Energisch und umsichtig entwnfc-kelte er seinen Verlag zu einer der wichtigsten Werkstätten neuer österreichischer Literatur Wolfgang Schaffler, der nunnachlanger schwerer Krankheit im 70. Lehensjahr verstorben ist, hat für bedeutende Autoren und für das österreichische Verlagswesen viel getan. Der von ihm im Jahre 1956 gegründete Residenz-Verlag in Salzburg veröffentlichte neben großartigen Kunstbänden und reich ausgestatteten Monographien ausschließlich Werke deutschsprachiger, vor allem österreichischer Autoren undbotein Bild ständiger Erneuerung. Neben so wesentlichen und
Gegen die Vernichtung der Dörfer in Siebenbürgen wollen namhafte Künstler protestieren, indem sie zugunsten der Flüchtlinge aus Rumänien ein Benefiz-Konzert präsentieren.Am Abend des 25. April 1989 im Großen Saal des Konzerthauses in Wien werden sich diese Künstler versammeln, die für die Achtung der Menschenrechte in Siebenbürgen eintreten wollen. Unter den Mitwirkenden des Abends befinden sich die Opem-sängerinnen Eva Marion und Krisztina Lafci, Opernsänger wie Heinz Holecek und Kurt Schreibmayer, Schauspieler wie Michael Heitau und Fritz Muliar, große Solisten wie Jözsef Sivö
„Der Satz muß die Härte des Steins und das Zittern des Zweiges haben“, so lautet einer der Aphorismen von Nicolas Gomez Dävila. Der Anspruch ist hoch, aber der columbianische Denker vermag es, die strenge Forderung zu erfüllen.Sein Band „Einsamkeiten“ ist für jeden, der die Demut unabhängigen Denkens zu schätzen weiß, eine bedeutende Entdek- kung. Nicoläs Gömez Dävilas Werk war im deutschsprachigen Raum bisher nicht bekannt; nun erfahren wir, daß in Bogotä ein Mann lebt, der unsere Sorgen teilt, die modischen Strömungen der Zeit in unserer Art kritisiert, der auf Fragen,
Eine zukünftige Kulturgeschichte wird sich damit zu befassen haben, warum wir heute gerade im Osten und Südosten des Kontinents eine reiche Blüte europäischer Prosa erleben. Zu den Bedeutendsten gehören gewiß der Serbe Danilo Kiš, der Pole Andrzej Szczypiorski und der Tscheche Bohumil Hrabal.Der in Brünn geborene, in Prag lebende Autor hat nach dem Zweiten Weltkrieg als Lyriker begonnen; der Hang zum Poetischen prägt auch sein umfangreiches Prosawerk. Die rhythmisch wallende Sprache folgt der Diktion des freien, spontanen Erzählens; Abschweifungen vom Gegenstand führen ins
Sie schrieb subtile Gedichte, nachdenkliche Kurzprosa, treffsichere Satiren, danach.aber widmete sie Jahre um Jahre der großen ethischen Form: Ilse Tielsch, eine der bedeutendsten — und bescheidensten — Autorinnen Österreichs, langjährige freie Mitarbeiterin der FURCHE, feiert ihren 60. Geburtstag.Ihre im letzten Jahr abgeschlossene Trilogie „Die Ahnenpyramide“, , fleimatsuchen“ und „Die Früchte der Tränen“ im Verlag Styria, Graz, erhellt hundert Jahre menschlichen Schicksals im österreichisch-böhmisch- mährischen Raum, um weibliche Figuren konzentriert, die das Leid all
Mit der Überwindung des steril gewordenen Funktionalismus ist die Architektur in der Lage, die Idee des Gesamtkunstwerkes wiederzuentdecken. Bildhauer, Maler, Keramiker, Eisenschmiede, Glaskünstler könnten gemeinsam mit dem planenden Architekten eine schöpferische Gemeinschaft bilden, der baulichen Aufgabe entsprechend eigene Vorstellungen entwickeln, sich dem Bauplan freilich auch unterordnen.Obwohl in Österreich ein Prozent, in Niederösterreich sogar zwei Prozent der Baukosten der künstlerischen Arbeit zukommen, entstehen solche Gemeinschaften nicht oder nur äußerst selten. Kunst
Die Bücher von Werner J. Schweiger über die Wiener Jahrhundertwende runden sich allmählich zu einer höchst aufschlußreichen Kulturgeschichte. Im neuen Werk des unermüdlichen Autors wird die Gebrauchsgraphik der Epoche vorgestellt: Plakate und Kataloge, Briefmarken und Kalender, und vor allem die Kunst, Bücher und Zeitschriften sorgfältig, phantasievoll, auf den Gleichklang von Text und Ausstattung bedacht zu gestalten.Unter mehr als siebzig Stichworten, mit mehr als achthundert Abbildungen führt uns das Buch Zeugnisse einer hohen ästhetischen und zugleich ethischen Gesinnung vor
Piero Rismondo, der nun, wenige Tage vor seinem 84. Geburtstag, gestorben ist, war nicht nur der letzte aus der kleinen Gruppe großer Wiener Theaterkritiker, die — wie Oskar Maurus Fontana, wie Friedrich Torberg — für das geistige Geschehen der Zeit hohe, philosophisch fundierte Maße setzten, er war auch ein beachtenswerter Bühnenautor und ein unermüdlicher Vermittler italienischer Literatur.Dem in Triest geborenen Österreicher, der den Nationalsozialismus verachtete, die finstere Zeit in Dubrovnik verbrachte und nach dem Krieg in seiner Heimatstadt ein Theater führte, verdanken wir
Das hier in deutscher Sprache zum ersten Mal veröffentlichte Vorwort des 1984 verstorbenen Karl Rahner zum bemerkenswerten Buch „Gezeichnet vom Kreuz Christi und vom Stern Davids“ von Pfarrer György Kis trägt das Datum 26. Juli 1983. Damals lag das auf ungarisch verfaßte Manuskript bereits in einer deutschen Ubersetzung vor, doch war die Veröffentlichung des Manuskripts an verschiedenen Hindernissen, auch Widerständen, gescheitert.Nun ist dieses Werk der Erinnerung, der Selbstprüfung und Ermahnung endlich auf ungarisch erschienen. Nicht nur seine geistige Substanz, sondern auch das
Zwischen den Jahren 1140 und 1240 hat die Kunst der Gotik in Frankreich ihren Höhepunkt er- reicht, nun verbreitete sich der neue Stil in ganz Europa; allein Italien ging eigene Wege.Alain Erlande-Brandenburg, Chefkonservator der französi- schen Museen, behandelt den Siegeszug der Gotik in den Jahren 1260 bis 1380. Seine Darstel- lung konzentriert sich auf den verfeinerten Stil der französi- schen Architektur dieser Zeit, auf die Sonderformen der englischen Kathedralen, beschreibt die auf- blühende Bautätigkeit in Deutschland und in Spanien und präsentiert einzelne Beispiele aus dem
Mit elf Jahren hat der Maler und Grafiker Hans Fronius das Attentat von Sarajevo miterlebt; in den Jahren vor seinem Tod (am 21. März 1988) kehrte er zu diesem finsteren und aufwühlenden Erlebnis seiner Kindheit zurück.Die achtunddreißig Blätter seines Sarajevo-Zyklus, die nun mit einem analytischen Essay von Dieter Ronte und einer historischen Studie von Johann Christoph Allmayer-Beck in Buchform vorliegen, halten das Ereignis fest, beleuchten auch das Umfeld des Dramas, lassen durch die Eigenart imaginärer Porträts und Szenen das Wesen jener spannungsgeladenen Zeit erfassen. Zugleich
Mit Hilfe der künstlerischen' Technik der Collage schuf der in Köln geborene, zumeist in Paris lebende Maler Max Ernst (1891-1978) eine neue Form bildnerischer Komposition. Die maschinellen Möglichkeiten der Vervielfältigung von Bildern schufen die notwendigen Voraussetzungen; in der Ästhetik des Surrealismus — die von Max Ernst selbst mitgestaltet wurde — war das Ziel eines in die psychische Tiefe dringenden geistigen Strebens gegeben.Das große Werk von Werner Spies umfaßt die Schaffensperiode 1910-74 des Künstlers und bietet nebst mehr als 800 Abbildungen eine kulturhistorische
Eine ästhetische Diskussion über Alfred Hrdlickas .Mahnmal gegen Krieg und Faschismus“ ist vorläufig nicht möglich. Die schrecklichen Greueltaten und das unermeßliche Leid, an die wir erinnert werden, lassen eine kühle und sachliche Betrachtung des Werkes nicht zu. Der Anlaß erlaubt aber, Fragen zu stellen.Wollen wir die schreckliche Einmaligkeit des Nationalsozialismus verharmlosen, indem wir ihn unter dem Sammelbegriff .Faschismus“ verschwinden lassen?Sollten wir nicht aller unschuldig Verfolgten, also auch der siebzehn Millionen Todesopfer des Stalinismus gedenken?Sind die vier
Das wohl klügste, aufschlußreichste und menschlichste Kunstbuch dieses Herbstes stammt vom Amerikaner Edward Lucie-Smith. Er bietet eine Geschichte der Malerei unseres Jahrhunderts in Form von Biographien großer Künstler. Sie treten in Gruppen auf, die sich aus der Chronologie und aus analogen Stilmitteln ergeben.Diese Gliederung ist zutreffend, erleichtert den Uberblick und bildet aus vielen Einzelschicksalen das Bild einer zeitüberspannenden Einheit. Wichtiger allerdings ist das Wissen, die Unbefangenheit und die Menschenliebe des Autors, der ein wahres Pantheon aus Fleisch und Blut
„Das Buch kann ein Weinberg sein gegossen mit Regen oder ein Weinberg gegossen mit Wein. Dieses ist von jenen letzteren“, schreibt Milorad Pavic im Nachwort zu seinem Lexikonroman „Das chasarische Wörterbuch“. Und in der Tat: das Buch ist ein Meisterwerk der abenteuerlustigen, zuweilen rauschhaften Phantasie.Seiner Form nach ist der Roman eine Parodie der hohen und holden Geschichtsschreibung. Als Ausgangspunkt dient die Begegnung eines serbischen, eines türkischen und eines jüdischen Gelehrten im Jahre 1689, das Forschen nach dem verschwundenen Volk der Chasaren, die
Es ist ein Zeitzeichen, daß das künstlerische Werk von August Macke (1887-1914) immer mehr Aufmerksamkeit gewinnt. Auch die neue Macke-Monographie führt den Beweis: Die Modernität des deutschen Malers besteht nicht in seiner Bereitschaft, sozialkritischen oder konstruktivistischen Programmen zu folgen, sondern im Bestreben, die sichtbare Wirklichkeit zur poetischen Vision zu sublimieren.Sein malerisches Temperament erinnert an die Leidenschaft der großen Franzosen, die auf ihrer Suche nach neuen Gesetzen der Harmonie eine gemalte Gegenwelt erschaffen.AUGUST MACKE. Von Magdalena M.
Die arabische Literatur der Gegenwart ist im deutschen Sprachraum kaum bekannt. Auch die Werke des ägyptischen Romanautors Nagib Mahfuz, der nun den Nobelpreis für Literatur erhalten hat, sind wohl in Englisch und Französisch, nicht aber auf deutsch erschienen.Der heute siebenundsiebzig-jährige Schriftsteller hat mehr als zwei Dutzend Romane und Erzählungsbände veröffentlicht. Die frühen Werke handeln von der Welt der Pharaonen; eine sozialkritisch-realistische Periode folgte; endlich gelangte Nagib Mahfuz zur Darstellung grundlegender Existenzfragen am Beispiel des Lebens einer
Der neue Band „mein Herz mein Zimmer mein Name“ zeigt Friederike Mayröcker auf dem Höhepunkt ihrer Sprachkunst. In dieser atemlos dahinhastenden rhythmischen Prosa tauchen zuweilen Figuren auf, die den Strom des Monologs gleichsam auf sich ziehen, sich durch Äußerungen bemerkbar machen, ja, mit der Autorin in Dialog treten, doch sind vielleicht auch diese Gestalten bloß Produkte der Phantasie, der Erinnerung oder der Ein-Bildung: Bildnisse, die aus der Sprache und durch die Sprache entstanden sind.Das rund 330 Seiten starke Buch, entstanden in den Jahren 1986 bis 1988, besteht aus
Uber den russischen, in der jüdischen Uberlieferung verwurzelten Erzähler Isaak Babel (1894 bis 1941) steht im zwölfbändigen Brockhaus die Falschmeldung zu lesen, er wäre ein Vertreter der .„revolutionären Romantik“ und der „ornamentalen Prosa“ gewesen. In Wirklichkeit war er ein Genie, in der Dichte seiner Visio- • nen nur mit dem polnischen Schriftsteller Bruno Schulz und dem Maler Marc Chagall zu vergleichen; zuerst wohl Anhänger, aber bereits zu dieser Zeit kompromißloser Chronist der blutigen, sinnlos grausamen Revolution, bis zum Tode Gorkis (1936) nur verfolgt, danach
Zu wenig wissen wir über die Jahrzehnte, die der Epoche Maria Theresias und damit einer Zeit der bis heute wirksamen Änderungen vorangegangen waren, doch werden die Vorgänge des für uns bereits gut faßbaren 18. Jahrhunderts nur in Kenntnis ihrer Vorgeschichte begreifbar. Das Geschichtswerk „Venedig, Wien und die Osmanen“ mit dem Untertitel „Umbruch in Südosteuropa 1645-1700“ beleuchtet die europäischen Kräfte während des Seekrieges zwischen Venedig und der Hohen Pforte, und bietet auf diesem Hintergrund ein faszinierendes Bild der politischen und kulturellen Zusammenhänge in
Es ist schwierig, die Entwicklung der griechischen Antike vom Zeitalter der ersten archaischen Kunstwerke bis zur Dekadenz des Hellenismus auf das Wesentlichste konzentriert darzustellen. Dieses Unternehmen ist dem französischen Kulturhistoriker Alain Lemaitre und dem österreichischen Fotografen Erich Lessing glänzend gelungen. So ist ein Werk entstanden, das das geistige Geschehen von etwa zwei Jahrtausenden und zudem die Grundlagen unserer Kultur begreifen läßt.Lemaitre beginnt mit dem dritten vorchristlichen Jahrtausend. Seine Schilderung zeigt auch klar und knapp die geistigen und
Ein Exemplar dieses Lexikons müßten all jene besitzen, die die europäische Kulturgeschichte mit der notwendigen intellektuellen Bewußtheit betrachten wollen. Obwohl sich das Werk vor allem mit den Heiligen und den Märtyrern befaßt, führen seine Informationen weit über den kirchlichen Bereich hinaus, schildern die Entstehung des bürgerlichen und des kirchlichen Kalenders und beleuchten die Etymologie aller bei uns gebräuchlichen Namen.So wird dem Zeitgenossen ins Gedächtnis gerufen, daß die Wahl eines Vornamens nicht nur der Lust und Laune der Eltern entsprechen kann — wie es
(Künstlerhaus, Wien; bis 27. September) Neben den Jahrzehnte lang unterdrückten Avantgardisten sind in Rußland weiterhin auch Künstler eines empfindsamen Postimpressionismus am Werk. Da sie zwar im weiteren Sinn des Begriffes Realisten waren und sind, aber im Zeichen der herrschenden Ideologie nichts Programmatisches hervorgebracht haben, durften sie im sowjetischen Kulturbetrieb keine wesentliche Rolle spielen.Diese Gruppe ist nun im Rahmen einer Ausstellung des Künstlerhauses durch das Ehepaar Natal ja Egorschina und Nikolaj An-dronow vertreten. Sie malen Landschaften, Stilleben und
Das große Publikum neigt zur Schematisierung; je bekannter ein Künstler, umso einseitiger sein Bild in der Öffentlichkeit. So kennen viele den französischen Maler Edgar Degas (1837 bis 1917) vor allem als Darsteller von Tänzerinnen und von Reitern.Ein neues Buch zeigt den ganzen Reichtum des Oeuvres und zudem die Eigenart von Degas* Persönlichkeit. Der Maler ist ein Meister des Wortes gewesen. In dieser Darstellung seines Werkes und Lebens in Bildern und Briefen wird der Werdegang eines Künstlers in seiner Vielfalt beleuchtet; der Herausgeber beschränkt sich in vorbildlicher
„Weinbauvolkskunde des Südbahngebietes“, so lautete der Titel der 1951 eingereichten Dissertation der Autorin. In den siebenunddreißig Jahren, die seither vergangen sind, hat Helene Grünn ihre vielfältigen Feldforschungen, auch ihre analytischen Arbeiten auf dem Gebiet der Volkskunde fortgesetzt, und also präsentiert ihr auf die Doktorarbeit aufbauendes Buch nicht nur eine Fülle denkwürdiger Einzelheiten.Der klassische Aufbau des Buches — vom Weinstock bis zum Weinlesefest, vom Weingarten bis zum religiösen Brauchtum der Winzer — bietet eine klare Ubersicht, wobei das Kapitel
Nicht ohne Grund war die Kulturtagung des österreichischen Außenministeriums in diesem Jahr der Lage in Ostmitteleuropa gewidmet.Gerade auf diesem Gebiet hat Österreich bedeutende Möglichkeiten.Aktivitäten in diesem Raum müssen sich auf den weiteren Ausbau guter Nachbarschaft, andererseits aber auf den Schutz der Menschenrechte konzentrieren.Außenminister Alois Mock nannte im Rahmen der Tagung den.Plan des rumänischen Staats- und Parteichefs, rund 8000 Dörfer seines Landes und damit auch die deutsche, österreichische, ungarische und serbische Minorität Rumäniens weitgehend zu
„Nach der Natur malen, das heißt nicht, das Gegenständliche zu kopieren, es heißt, seine Empfindungen zu realisieren“, sagte der alte Paul Cezanne zum Schriftsteller Joachim Gasquet. Jahrzehntelang arbeitete der Maler an der Verwirklichung dieses Programms.In einem empfindsamen, an biographischen Mitteilungen reichen Essay schildert Wolf Stadler die lebenslange Suche des Künstlers nach einer der Natur wohl entsprechenden, aber allein der bildnerischen Form folgenden Harmonie. Das Ergebnis ist der sanfte, allerdings vollkommene Bruch mit jenem Realismus, der die Welt abbilden will, und
In ihren Kirchenburgen haben sich seit dem 12. Jahrhundert die Siebenbürger Sachsen gegen Feinde und Räuberbanden geschützt. Die Kunstdenkmäler stehen noch, doch sollen sie, nach dem Willen des rumänischen Conducators, zum Teil zerstört oder dem Verfall preisgegeben werden.Sollte die Weltöffentlichkeit diesen Mord an einer alten Kultur nicht verhindern können, so besitzen wir im Buch „Kirchenburgen in Siebenbürgen“ die vielleicht letzte Dokumentation einer gewaltsam ausgelöschten Lebensform. Das Werk von Hermann und Alida Fabini erinnert an 215 alte Kirchen und stellt die
Schwache Charaktere richten sich nach der Mode, oder sie haben das Bedürfnis, sich an einer Fahnenstange festzuhalten; die starken entwickeln ihre eigenen Visionen. Sie zielen in die Tiefe und wissen um die Unermeßlichkeit der Höhe. Gustav Manker, der nun, im sechsundsiebzigsten Lebensjahr, von uns gegangen ist, war in diesem Sinne ein starker Charakter.Er wußte, daß die künstlerische Qualität nicht in den verblüffenden Attraktionen einer Produktion liegt — die das Theater dem Zirkus annähern —, sondern in der Dichte der Sprache, in der Intensität menschlicher Konflikte, in der
Der neue Band der - schönen Reihe „Die andere Seite des Genies“ ist dem französischen Maler Edgar Degas (1834-1917) gewidmet. Die Farbreproduktionen, die eine kleine, aber erlesene und charakteristische Auswahl aus dem Werk bieten, erhalten durch die beigefügten Gedichte eine zusätzliche Dimension. Degas, der Lyriker, gibt seinen flüchtigen Einfällen poetische Dichte; manches vermag auch die Beschäftigung mit dem einen oder anderen Bildthema zu erhellen.Die Ubersetzungen in rhythmischer Prosa sind korrekt, ja ausdrucksstark, lassen allerdings den Zauber der Originaltexte
Aus dem umfangreichen Schaffen Alfred Kubins hat der Kunsthistoriker und Ägyptologe Wilfried Seipel 136 Blätter ausgewählt, die auch die Entwicklung des Künstlers und die Vielfalt seines Werkes beleuchten. Die kundige Einleitung führt zu Kubins eigenen ästhetischen Betrachtungen. Ihnen schließen sich die Erinnerungen Ernst Jüngers an, die über das Persönliche hinausgehen. „Das alles ist natürlich eng verbunden mit dem öster-reichtum“, schreibt Jünger. „Dieses Land stellt ein Refugium fast verschollener Dinge dar, und Ku-bih meinte, daß man in ihm gar nicht wisse, was für
Bitter ist es, die Heimat zu verlassen. Wenn sich jemand zu diesem Schritt entschließt, darf er wohl über das Ziel seiner Emigration selbst entscheiden. Diese Freiheit gehört zu den unveräußerlichen Rechten jedes Menschen.Die Juden der Sowjetunion bilden auch in diesem Punkt keine Ausnahme. Sie sind nicht Menschen zweiter Klasse. Sie haben das Recht, in der Sowjetunion zu verbleiben oder auszuwandern, und zwar in ein Land ihrer Wahl.Die Regierung von Israel hat nun mit Stimmenmehrheit beschlossen, dieses Recht zu mißachten und die auswanderungswilligen sowjetischen Juden zu zwingen, sich
Kurt Moldovan, der Maler, wäre am 22. Juni dieses Jahres siebzig gewesen. Wir hätten uns im kleinen Atelier in der Jacobergasse versammelt, Eisenreich, von Einem, Armin Reichmann, Erika Hanel, all die anderen Freunde, hätten wenig über Kunst, viel von vergangenen Stunden, noch mehr von zukünftigen Jahren gesprochen.Moldovan ist vor acht Jahren von uns gegangen, Erika Hanel ist tot, auch Eisenreich lebt nicht mehr. Was bleibt, ist die Erinnerung, solange wir, die Zeugen all der Jahre, da sind.Und also möge an diesem Tag als bescheidenes Zeichen des Gedenkens nur so viel vermerkt
(Ungarisches Nationaltheater im Stadttheater Baden; „Stefan, der König“, Rockoper von Leven-te Szörenyi und Jänos Brödy nach einem Stück von Miklös Bol-dizsär) Ein Meisterwerk? Jawohl. Seit vier Jahren werden die Aufführungen dieses modernen Singspiels in Budapest und, anläßlich einer Tournee, auch in der Bundesrepublik Deutschland ge-, feiert. Im Rahmen des Donaufestivals war nun die Rockoper über den heiligen König auch in Osterreich zu sehen. Die Wirkung war vom ersten Augenblick an suggestiv, der Erfolg stürmisch.Der Konflikt zwischen christlicher Staatengründung und
Viele, vor allem manche führende Figuren des Kulturbetriebes haben es vergessen: Die Kultur lebt nicht — oder nicht nur — in den sensationellen Modernismen oder Antikisierungen, über die jedermann spricht, nicht im neumodischen Schnick-Schnack oder im altmodischen Tand, sondern, zum Beispiel, in den lebenslangen geistigen Bestrebungen einsamer, gar nicht sehr berühmter einzelner.Zu ihnen gehörte der Lyriker und Literaturforscher Hermann Hakel (1911 bis 1987), Herausgeber der Zeitschrift .JLynkeus“, ein gütiger, allerdings auch unbeugsamer Bekenner jüdischer Geistigkeit und
(Theater an der Wien; Gastspiel des Jözsef Katona Theaters Budapest, „Catull“ von Milan Füst) Unter den Großen der modernen ungarischen Literatur war der Lyriker, Erzähler und Ästhetiker Milan Füst (1888 bis 1967) einer der originellsten: ein Poet der freien Assoziationen, in einer sehr künstlichen Art naiv, zuweilen auch derb, Darsteller der verblüffenden Inkonsequenzen der menschlichen Natur. Auch sein „Catull“ zeigt Figuren im Grenzbereich zwischen Triebhaftigkeit und Bewußtheit. Milan Füst zeigt uns, wie Verhängnis entsteht.Der Regisseur des großartigen Ensembles, Gabor
Er stammte aus dem ungarischen Adel, bekannte sich zum Katholizismus, haßte die Nazi, schrieb poetische, sozialkritische Theaterstücke, fuhr nach dem Anschluß 1938 zunächst nach Budapest, dann nach Paris, eilte am 1. Juni 1938 zu einer Besprechung mit einem Filmproduzenten und wurde auf den Champs-Elysees von einem herabstürzenden Ast erschlagen.Odön von Horvdth starb im siebenunddreißigsten Lebensjahr. Sein Werk, anfangs erfolgreich, blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg lange unbeachtet; erst die Bemühungen Franz Theodor Csokors brachten die Stücke des verstorbenen Freundes wieder
Diese Zeitung hat die Berufung Claus Peymanns an die Spitze des Burgtheaters 1984 begrüßt. Seine Direktion hatte bisher zwiespältige Folgen: Peymann, der Regisseur, brachte Beachtenswertes, Peymann, der Theaterleiter, versagte in vielen Punkten der täglichen Arbeit.Er begnügte sich nicht damit, gute Kräfte seines früheren Ensembles aus Bochum nach Wien zu holen, sondern versuchte das Wiener Burgtheater zu bochumi-sieren. Politischer Fanatismus der Spielplangestaltung, der Exodus wichtiger Schauspieler, Störungen des Theatetbetriebes waren die Folgen.Nun hat Peymann in einem Interview
(Galerie Pannonia, Wien 1., Marc Aurel-Straße 2 B; bis 4. Juni) Die großformatigen farbenfrohen Büder des deutschen Malers Georg Dudek zeigen einen Künstler am Werk, der, jenseits der Moden, nach dem kürzesten Weg zwischen Vision und Form sucht. Er bildet nicht ab, sondern läßt, im Geiste Paul Cezannes, neue Wirklichkeit entstehen: die Farbfläche folgt ihren eigenen, den Notwendigkeiten der Komposition entspringenden Gesetzen und präsentiert sie als definitiv gewordene Möglichkeit. Nicht der Zufall regiert, sondern die Inspiration.Aquarell ist eines der bevorzugten Mittel des Malers.
Sehr zum Unterschied zur französischen oder russischen, bildet die österreichische Kulturgeschichte keine Legenden. Diese Enthaltsamkeit ist begrüßenswert, wo sie die sachliche Betrachtung der Werke früherer Meister erleichtert, wird aber bedenklich, wenn es darum geht, bedeutende Werte der Vergangenheit für das Bewußtsein der Gegenwart zu erhalten. Nur eine von vielen als verbindlich angesehene, freilich durch das eigene Denken immer wieder nachgeprüfte Bewunderung, ja Verklärung sichert den Meisterwerken dauerhafte Wirkung.Hans Sedlmayrs 1950 abgeschlossenes Buch über die
Nur wenige verstehen es, die Wege und Irrwege der modernen Kunst sachlich und allgemein verständlich darzustellen. Gottlieb Leinz bringt es zuwege, die wichtigsten Strömungen der Malerei des 20. Jahrhunderts an Hand gut ausgewählter Reproduktionen erkennbar zu machen, die kulturhistorischen Wurzeln der einzelnen Stilrichtungen freizulegen und dabei jede Art von Fanatismusund Wichtigtuerei zu vermeiden. Gerade durch den Verzicht auf eine Apologetik macht der Autor das Wesen der neuen Kunst begreifbar.DIE MALEREI DES 20. JAHRHUNDERTS. Von Gottlieb Leinz. Verlag Herder, Freiburg 1988. 380
Dieses Buch bietet einen doppelten Zauber. Jedem Leser des großen Romans von Marcel Proust sind die Figuren aus der Welt von Swann und aus der Gesellschaft der Guermantes vertraut. „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ sind sie in der Erinnerung des Autors erschienen, haben sich in Sprache verwandelt und führen nun ihr Leben in der Erinnerung des Lesers weiter. Wir erinnern uns an eine Erinnerung. Und nun macht uns William Howard Adams mit Prousts Modellen bekannt, mit den Vorbildern seine$ Gestalten, und bietet dazu, neben Biographien und Charakteristika, auch noch die entsprechenden
(Theater beim Auersperg, Wien; „Begegnung“ von Peter Nädas) Vielleicht bedient sich die neuere ungarische Literatur einer eigenen Geheimsprache, deren dicht gewobenes Bezugssystem wir nicht begreifen. Das interessante Stück des begabten, durch anspruchsvolle Romane auch im deutschen Sprachraum bekannt gewordenen Peter Nädas „ahrgang 1942), von Barbara Frischmuth vortrefflich übersetzt, vermag uns nicht — oder nur unangenehm — zu berühren.Die Grundidee: Eine vor 1956 als „Klassenfeindin“ verfolgte Frau erlebte „die schönste Liebesgeschichte der Welt“ mit einem Mann, der
Seit siebentausend Jahren ist die Bergkuppe, auf der sich die Akropolis von Athen befindet, von Menschen besiedelt. In den Ruinen eines mykenischen Palastes sind nach dem 5. Jahrhundert v. Chr. jene Bauwerke entstanden, deren Uberreste für die europäische Kulturgeschichte bis heute exemplarisch wirken.Zwei Archäologinnen haben nun alle wesentlichen Erkenntnisse über den wunderbaren Kult- und Festungsbezirk der griechischen Antike zusammengefaßt und durch Ergebnisse eigener Forschungen zu einem Gesamtbild erweitert, das die Klassik des frühen 19. Jahrhunderts und die Konzeption der
Neuartig ist die Art, in der die französischen Buchkünstler Jacqueline und Maurice Guillaud die phantastischen Visionen von Goya präsentieren. Neben kunst-und kulturhistorischen Studien stehen lyrische Reflexionen; Goyas selbst übermalte Bilder werden mit Hilfe von Röntgenaufnahmen in ihrem ursprünglichen Zustand erkennbar gemacht; der späte Zyklus aus dem Haus der Tauben wird auf sogenanntes Zwiebelhautpapier reproduziert und damit ein hohes Maß an Authentizität erreicht. Dennoch wirkt das reich ausgestattete Buch nicht geschmäcklerisch: Es dient mit besten bibliophilen Mitteln
Er war ein Einzelgänger, allein seinem Glauben, seinen Visionen und seiner Meisterschaft verpflichtet. Seine starke Seele wankte nicht; die Launen der Mode nahm er nicht zur Kenntnis; äußerlich heiter ging er durch all die Schrecknisse und Intrigen des Jahrhunderts. Seine Bilder indessen sind aufwühlende Zeugnisse einer ununterbrochenen Auseinandersetzung mit dem Bösen. Er zerrte es ans Tageslicht und bändigte es durch die Form.Er, von dem wir glaubten, er würde ewig leben, der Maler Hans Fronius ist von uns gegangen. Gewiß, er stand im 85, Lebensjahr, in einem Alter, das dem Leben
(Galerie Pannonia, Wien 1., Marc Aurel-Straße 2B; bis 26. März) Fast beängstigend sind die Reife, das kompositorische Können und die suggestive Kraft der erst dreiundzwanzigj ährigen Malerin Magdalena Steiner. Ihre großformatigen Gemälde zeigen Menschengruppen in Bewegung. Sie folgen einem Gesetz der Mobilität, dessen Ursache die Künstlerin in den Titeln ihrer Bilder manchmal andeutet. Die Formen sind auf das Wesentliche reduziert, die Enge der Farbenskala bewirkt den Eindruck von Verdichtung, Leid und Leidenschaft wirken vital.Einige Bilder finden zu einem lyrischen Ausdruck: Hier
Die Totenbücher des alten Ägypten wollten dem Verstorbenen jene Kenntnisse vermitteln, die ihm im „schönen Westen“ des Totenreichs ein gutes Schicksal sichern sollten. Eines der wichtigsten Beispiele dieser Literatur, das vollständig erhalten geblieben ist, war dem königlichen Schreiber und Rechnungsführer des Gottesopfers Ani gewidmet.Eine neue Publikation präsentiert zweiunddreißig farbige Wiedergaben von Ausschnitten aus dem um 1300 v. Chr. entstandenen Papyrus und erläutert Inhalt und Spiritualität altägyptischer Jenseitsvorstellungen. Die Studie des verstorbenen
Milo Dor, unter Österreichs Schriftstellern der ewig junge, feiert dieser Tage seinen 65. Geburtstag. Das macht wehmütig, gibt aber auch Gelegenheit, für Werk und Wirkung zu danken.Seine subtilen Romane und Erzählungen führen unmittelbar in den brennenden Mittelpunkt der Zeitgeschichte, stellen die Frage nach Freiheit und Verantwortung. Die Trilogie ,J)ie Rajkow-Saga“ zeichnet ein breites, in die Tiefe der Seele leuchtendes Panorama mitteleuropäischen Schicksals, das längst vergriffene Meisterwerk „SaJ.to mortale“ zeigt den einzelnen in seiner Auseinandersetzung mit der Diktatur.
Föderalismus ist an dem Punkt zu begrüßen, an dem er die freie Selbstverwaltung und Entfaltung der Bundesländer fördert, zur Stärkung der gemeinsamen Demokratie. Föderalismus ist ein lebendiger Prozeß.Nun soll auch der Denkmalschutz weitgehend föderalisiert werden: die Verantwortung und die finanzielle Last soll künftig vom Bund auf die Landesregierungen übergehen. Das geplante Gesetz widerspricht aber der Vernunft, hätte für die sichtbare Kulturgeschichte und also auch für das historische Bewußtsein schlimme Folgen, würde zudem auch den Fremdenverkehr — und damit den
Jean Fouquet ist der Maler des versonnenen Zaubers. Der große Aufbruch der Renaissance gewinnt hier einen eigenartigen Hö-hepunkt: selbst das realistische Porträt wirkt geheimnisvoll, und jede Abbildung einer historischen Szene weist über sich selbst hinaus ins Ferne und Sagenhafte.Nach dem Ende des Hundertjährigen Krieges wurde in Frankreich eine Chronik der nationalen Geschichte geschaffen. Auftraggeber des Werkes war vermutlich König Karl VII. Man beauftragte Jean Fouquet mit der Illustration.Nun sind die einundfünfzig Miniaturen, beispielhaft reproduziert, auch dem deutschsprachigen
Der in Wien geborene, später in Niederösterreich beheimatete Maler Leopold Hauer (1896 bis 1984) war ein Dichter und Verdichter der genau beobachteten Natur. Seine Bilder verwandeln Wirklichkeit in Vision. Er zeigt nicht die Oberfläche, sondern das Wesen der Dinge; Bildaufbau und Farbe dienen ihm als Mittel geistigen Erlebens.Die wichtigsten Werke des Meisters sind nun in einem Kunstband zu betrachten. Von Kristian Sotriffer, Peter Baum und Arthur Roessler stammen die begleitenden Essays, Christa Hau-er-Fruhmann schildert die Persönlichkeit ihres Vaters, Peter Zawrel hat die ausführliche
österreichische Kulturpolitik im Ausland zu betreiben: die Aufgabe fordert mehr als diplomatisches Geschick. Hier muß der Geist des eigenen Landes, wie er vor allem in Kunst und Wissenschaft zutage tritt, mit. dem Geist des Gastlandes verbunden werden. Es geht um die Präsentation einer Kultur im Sinne des demokratischen Pluralismus, fernab von Klischees und doch mit einer möglichst breiten, freilich oft schwer meßbaren Wirkung — und das unter Einsatz bescheidenster finanzieller Mittel.Alois Mock scheint, das Problem gründlich studiert zu haben. Er hat mit der Leitung der
Unsere Historiographie ist durch die Aufklärung geprägt. Ihr verdanken wir auch die heute übliche Periodisierung der Geschichte. Ihre Verachtung für die Zeit zwischen der Spätantike und der Frührenaissance war so groß, daß sie für diese Jahrhunderte gar keinen Namen finden wollte. Sie sprach also von einer Epoche „dazwischen“, von einem namenlosen und finsteren „Mittel-Alter“.Nicht nur die Forschungen des sowjetischen Historikers Aron Gurjewitsch haben die törichte Einseitigkeit dieses Geschichtsbildes bewiesen. Nun legt der Kurator des Metropolitan Museum of Art in New York,
Der große geistige Aufbruch der Jahrhundertwende versuchte, das ganze Leben als Gesamtkunstwerk zu formen. Kein Wunder, wenn die Kunstzeitschriften der Zeit inhaltlich reich und graphisch anspruchsvoll gestaltet waren.In einem prächtig illustrierten Werk befaßt sich Maria Rennho-fer mit den wichtigsten sechsundzwanzig Kunstzeitschriften der Jahrhundertwende in Osterreich und Deutschland. Die sachkundige Studie zeigt die gesellschaftlichen Zusammenhänge ebenso wie das Wesen einer Attitüde, die ihre ästhetischen Vorstellungen auch in kleinsten Einzelheiten der Druckgraphik
Der englische Autor Mark Gi-rouard ist aufgebrochen, um Wesen und Erscheinungsbild der Stadt darzustellen, und das Ergebnis kann sich sehen lassen: er schildert in Wort und Bild die letzten tausend Jahre Urbanen Lebens. Von Konstantinopel des 10. Jahrhunderts bis zu Los Angeles unserer Tage reicht das Panorama; Abbildungen in Fülle lassen die. Entstehung der Strukturen begreifen und den Lebensstil verschiedener Städte — Armut und Reichtum, Bürgerfleiß und Müßiggang - nachempfinden.Das kluge, erkenntnisreiche und prachtvoll illustrierte Buch erscheint angesichts einer zum Teil
Kataloniens Lyrik ist im deutschen Sprachraum bisher unbekannt geblieben. Die Gründe dafür liegen in der Geschichte des Landes, in der Eigenart der Sprache und vor allem in der mangelnden Neugier des deutschen literarischen Bewußtseins. Die Neigung zur Selbstbespiegelung ist stark; Anthologien wie diese sind geeignet, ihr entgegenzuwirken. Sie erschließen neue Räume des Erlebens; auch die der Poesie.Der in der DDR beheimatete Herausgeber der Gedichtsammlung „Ein Spiel von Spiegeln“, Tilbert Stegmann, zeigt, wie man die Lyrik eines kulturell bedeutenden, zahlenmäßig kleinen Volkes
Besonders im 19. Jahrhundert hatten die Volkskalender eine große Leserschaft. Sie boten Besinnliches und Lehrreiches, „lustige Geschichten zur Unterhaltung“ und verschiedene Abbildungen zum Jahresgeschehen, aber auch zum Brauchtum.Die Ethnologen Katharina Eder und Theo Gantner haben nun aus der Kalendersammlung des Seminars für Volkskunde der Universität Basel eine reizvolle Sammlung solcher Illustrationen herausgegeben. Das Buch ist ein Beweis dafür, daß sich der Geschmack des breiten Publikums seit dem vorigen Jahrhundert nicht wesentlich verändert hat: die Themenbereiche
Hans Fronius gehört zu de'n großen Einsamen der österreichischen Kunst. Das unverwechselbar starke, Einsicht und Leidenschaft vereinende druckgraphische Werk des Meisters liegt nun in einem eindrucksvollen Großband vor: 914 Abbildungen aus den Jahren 1922 bis 1987, dazu -auf die Wirkung der Originale hinweisend — fünf farbige Detailreproduktionen.In seinem einleitenden Essay bietet Wolfgang Hilger eine umfassende Analyse der Holzschnitte, Lithographien und Radierungen; der sachkundige Katalog stammt von Leopold Rethi.Das druckgraphische Gesamtwerk von Hans Fronius zeigt die geistige
Kein Visumzwang mehr zwischen Österreich und Polen, wesentliche Reiseerleichterungen für Ungarn: mit dem neuen Jahr ist die persönliche Freiheit in Europa ein wenig größer geworden.Die Menschen, die nun die österreichische Staatsgrenze übertreten werden“, haben ein Recht darauf, als Gäste behandelt zu werden. Wir wollen ihnen helfen, in Osterreich eine zweite Heimat zu finden oder ein Land ihrer Wahl zu erreichen.Die Motive der einzelnen bleiben zweitrangig. Niemand verläßt seine Heimat ohne triftigen Grund. Verfolgung oder Unbehagen angesichts einer ungeliebten politischen
„Entgegen der allgemeinen Auffassung ist die Postmoderne weder antimodern noch reaktionär. Sie erkennt die Schuld gegenüber der Moderne an, transzen-diert aber diese Bewegung, indem sie sie mit anderen Belangen zusammenfaßt.“ So beginnt die große Zusammenfassung des amerikanischen Ästhetikers Charles Jencks über die führende Richtung in der Kunst der Gegenwart.Durch seine geistreichen analytischen Ausführungen, vor allem aber durch die zahlreichen Abbildungen werden die Kraft und die Vielfalt der Postmoderne eindrucksvoll dargestellt.Hier wird die Reduktion auf die nackte Ratio
Seit mehr als fünfzehn Jahrhunderten wird die Phantasie bildender Künstler von der geheimnisvollen Szene der Verkündigung bewegt. Das junge Mädchen von Nazaret und der Engel des Herrn: sie sind Gestalten eines übernatürlichen Geschehens. Zudem ist der Bericht des Evangelisten Lukas in seiner Knappheit und Dichte ein Text von poetischer Kraft.Die Kunsthistorikerin Hanna Egger, mit der Ikonographie des neutestamentarischen Geschehens vertraut, hat Abbildungen der Verkündigungsszene gesammelt und die Kunstwerke in einem fachkundigen, kulturhistorisch fundierten Essay analysiert. Wie in
Solange sich die Katze noch im Sack befand, konnte man hoffen, denn was haben die Programmgewaltigen des Rundfunks in postmoderner Schönschrift auf den Sack gepinselt? Mehr Qualität, stand da zu lesen, aber in zeitgemäßer Aufbereitung. Und: ö 1 bleibt seinem Bildungsauftrag treu, allerdings in unterhaltsamer Form.Nun ist die Katze aus dem Sack, und, siehe da, sie hat die Sendungen so sehr gekürzt, daß für die geistige Auseinandersetzung keine Zeit bleibt, dafür gibt es lek-kere Magazine, bunt gemischt, mit Musik unterlegt, nix zum Denken, aber auch nicht unterhaltsam.Die Plauderer
Gottfried Kellers autobiographischer Entwicklungsroman „Der grüne Heinrich“ ist im literarischen Bewußtsein erhalten geblieben; vergessen wurde die Lyrik des eigenbrötlerischen Schweizers, vergessen auch seine Aquarelle.Wie der Held des Romans wollte auch Gottfried Keller Maler werden. Daß er sich nicht nur die notwendigen technischen Fertigkeiten angeeignet hatte, beweisen seine Bilder. Die schöne Reihe „Die andere Seite des Genies“ präsentiert nun zweiundzwanzig Reproduktionen der Landschaften und Naturstudien, die im langen Zeitraum zwischen 1835 und 1875 entstanden sind.
Das Donaufestival des Sommers 1988 nimmt Gestalt an. Ein erstes Programm wurde in diesen Tagen präsentiert. Es zeigt die Konturen einer kulturellen Großveranstaltung, die Exquisites bietet, zugleich aber auch Populäres wagt.Die Pläne zeugen von einem bemerkenswerten Dualismus. Es gibt Gastspiele von bedeutenden Theatergruppen und Orchestern aus dem Ausland, internationale Ausstellungen, anspruchsvolle kulturpolitische Symposien. Zugleich werden auch volkstümliche Spektakel dargeboten; eine Präsentation der Avantgarde wendet sich an die Jüngeren.Die Spielorte des Donaufestivals liegen
(Blau-Gelbe Galerie, Wien 1., Herrengasse 17; bis 7. Dezember) Dieser Maler gehört zu den bedeutendsten, die wir haben. Die seichten Wellen der Mode erreichen ihn nicht; die törichte Suche nach Originalität um jeden Preis bleibt ihm fremd; er ist frei. Seine großformatigen Bilder lassen im Spiel der Farben Licht und Wasser, Laub und Erde erscheinen, doch ist die Naturbetrachtung bloß der Anlaß der in die Tiefe führender Meditation.Lothar Bruckmeier zielt auf jenen Zustand innerer Ruhe, den wir ab und zu in guten Augenblicken empfinden. Hier gewinnt sie dauerhafte Form.Außergewöhnlich
Er war liebenswürdig und ironisch, vielfältig gebildet und ein vortrefflicher Stilist, er verkörperte die schmunzelnde Toleranz des versunkenen Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn: Georg Drozdowski, langjähriger Kla-genfurter Theaterrezensent der FURCHE, ist im 89. Jahr seines Lebens von uns gegangen.Sein Geburtsort Czernowitz war einst die Hauptstadt der Bukowina. Mehr als zehn Nationalitäten haben in diesem Land als gute Nachbarn gelebt. In Czernowitz verbrachte Drozdowski seine Kindheit. Er war dann Schauspieler, später Bankbeamter, schließlich Publizist. In Kärnten fand er eine
Während im größten Teil Europas der Stil des Empire und die Klassik vorherrschend blieben, entstand im deutschen Sprachraum und in Dänemark das Biedermeier.Der Malerei dieser Zeit zwischen 1815 und der Revolution 1848 ist der Kunstband von Geraldine Norman gewidmet. An Hand von achtzig sorgfältig reproduzierten Gemälden von sechzig Malern analysiert die Autorin Ästhetik, Maltechnik, aber auch menschliche Haltung dieser nur scheinbar idyllischen Kunst. Die Vielfalt der Themen ist ebenso überraschend wie die Kraft des Ausdrucks.DIE MALER DES BIEDERMEIER. Von Geraldine Norman. Verlag
Der Garten ist künstlicher Lebensraum, geformte Natur, Ort des Wohlbefindens, durch Heil-und Gewürzkräuter der Gesundheit dienlich, zugleich aber auch ein Bereich der Symbole, <die mit Blumen verbunden sind. Innerhalb der Umfriedung herrscht Frieden; die Agrikultur bringt eine Kultur hervor, die dem Menschen als Spiegel seines Wesens dient, denn wie der Garten vereint er in sich Naturkräfte mit ordnen-i dem Geist.Das Mittelalter war die hohe Zeit europäischer Gartenkunst. Diese wird vom deutschen Gelehrten Dieter Hennebo sachkundig und einfühlsam beschrieben. Sein von Norbert H. Ott
Mit der Ankunft Vincent van Goghs in Paris im Jahre 1886 beginnt John Rewald seine außergewöhnliche Geschichte des französischen Nachimpressionismus. Im Mittelpunkt seiner Darstellungen und Analysen stehen Paul Cezanne, Paul Gauguin, Georges Seurat, Paul Signac und Henri de Toulouse-Lautrec.Rewalds Methode ist beispielgebend. Er begnügt sich nicht damit, den kulturhistorischen Hintergrund aufzuhellen und die unterschiedlichen ästhetischen Standorte klar zu umreißen; er betrachtet wesentliche Einzelheiten der Biographien, zeigt auch die persönlichen Ursachen der Krisen und der Erfolge -
Wenn Johann Kräftner über Bauernhäuser schreibt, dann macht er auch menschliches Schicksal gegenwärtig. Sein neues Werk über naive Architektur ist nicht nur umfassend, analytisch und äußerst informativ, sondern auch schön. Die Farbbilder und Schwarz-Weiß-Aufnahmen sind vielsagende Dokumente einer Lebensform, die durch Ratio und Technik allmählich verdrängt wird. Etwas wie Wehmut kommt in den beispielhaft sachlichen Beschreibungen zum Ausdruck. Die Beispiele zeigen den Formwillen einer archaischen Kraft, die heute weitgehend versiegt ist.NAIVE ARCHITEKTUR II. Von Johann Kräftner.
Nicht die Bedeutung, wohl aber die geistige Substanz dieses neuen Romans von Tschingis Ajtma-tow überrascht.Nach dem Erscheinen des Romanwerks „Ein Tag länger als ein Leben“ war es ersichtlich, daß der russisch schreibende Kirgise Ajtmatow zu den bedeutendsten Epikern unserer Zeit gehört. Sein neuer Roman „Der Richtplatz“ zeigt den Erzähler auf der Höhe seiner Kunst und — darin liegt das Neue — als Vertreter eines in der russischen Romantradition bereits vorgeformten Spiritualismus.Sein Romanheld Awdij Kalli-stratow will dem Beispiel Jesu folgen, das Böse bekämpfen, die
Noch Anfang unseres Jahrhunderts wurde von einigen Gelehrten vom „dunklen Mittelalter“ gesprochen. Die Zeit zwischen dem Ende des antiken römischen Staates und dem Anbruch der Renaissance wurde oft oberflächlich, zudem verächtlich abgehandelt; Floskeln über Barbarentum und Völkerwanderung ersetzten die Analyse.Die Epoche zwischen dem sechsten und elften Jahrhundert war aber in Wirklichkeit eine Zeit der Neugeburt. Ihre Kräfte strahlen bis in die Gegenwart. Dies beweist auch das kulturhistorische Werk des französischen Forschers Marcel Durliat. „Die Kunst des frühen
Manche Vorurteile werden mit der Zeit wieder korrigiert: Nachdem die deutsche Kleinstadt als Inbegriff engstirnigen Lebens oft beschimpft worden ist, legen nun rund zwanzig Autoren achtundzwanzig liebevoll gezeichnete deutsche Städteporträts vor. Im Gegensatz zur Uniformität der Großstadt, die im Zeichen des wirtschaftlichen-technischen Fortschritts „leicht ihre Konturen verliert“, bleibt — so zeigt dieses Buch auch mit Hilfe schöner Fotografien - die Kleinstadt menschlich: „Fluß und See, Wald und Weide geraten den Bürgern nicht aus den Augen.“UNSERE KLEINEN STÄDTE.
Autographen sind kostbare Objekte des Gedenkens: sie standen mit der Persönlichkeit des Schreibenden unmittelbar in Verbindung, bewahren Spontaneität und Lebendigkeit der Schriftzüge, erhellen nicht nur die Launen eines Augenblicks oder den Stil des Umgangstones, sondern oft auch bisher unbekannte Einzelheiten der Kulturgeschichte. Eine subjektive Kollektion von Autographen läßt uns zudem die Persönlichkeit des Sammlers erkennen.Die Autographen-Sammlung von Kammersänger Anton Der-mota, die nun in Buchform vorliegt, beinhaltet 128 kostbare Schriftstücke, zudem ein gutes Dutzend Bilder
Emilie Flöge, begabte Modeschöpferin, Klimts Modell und Gefährtin, steht nun inmitten eines kulturhistorischen Panoramas als bedeutende Figur der Wiener Jahrhundertwende vor uns: Ihr Nachlaß wurde vor einigen Jahren entdeckt und diente dem in London lebenden österreichischen Romancier und Kunsthistoriker Wolfgang Georg Fischer als Grundlage einer in die Tiefe leuchtenden, brillant geschriebenen, reichbebilderten Monographie.Fischers kulturhistorische Analyse trifft ins Schwarze. Sensationell ist die Veröffentlichung bisher unbekannter Einzelheiten aus dem Leben von Gustav Klimt, zugleich
Landschaftsmalerei zeigte niemals bloß die äußere Erscheinung der Natur, sondern widerspiegelte auch das Lebensgefühl des Künstlers. In einer umfassenden, reich illustrierten Studie schildert und analysiert Barbara Eschenburg die Geschichte der deutschen Landschaftsmalerei vom Hochmittelalter bis zur Gegenwart. Ihr erstes Beispiel ist ein imaginärer Garten aus der Handschrift „Carmina Burana”, 1230, das letzte ein symbolhaftes Gemälde des 1945 geborenen Anselm Kiefer. Die nüchterne Darstellung zeigt kulturhistorische Zusammenhänge: das Weltbild hinter dem Abbild.LANDSCHAFT IN DER
Die Bedeutung Max Liebermanns (1847—1935) für die deutsche Kunst wurde oft übersehen. Für den großen Aufbruch der zwanziger Jahre war er nicht „modern“ genug; die Nazi zählten ihn aufgrund seiner jüdischen Abstammung zu den Malern der „entarteten Kunst“; den Jungen nach dem Zweiten Weltkrieg hat sein feiner Spätimpressionismus wenig zu sagen.Wer heute seine Bilder—besonders die der zweiten Lebenshälfte — vorurteilslos betrachtet, entdeckt einen Künstler der vielsagenden Stille, der spannungsgeladenen Harmonie, der aus der Lebensfülle herausgebildeten Form. Neben August
Nur der Mensch, der in die Vergangenheit blickt, vermag seine eigene Nichtigkeit angesichts all der einst blühenden, längst untergegangenen Kulturen zu begreifen; aus diesem Grund wird von den Vertretern totalitärer Ideologien das Geschichtsbewußtsein bekämpft oder dem eigenen Ziel entsprechend manipuliert. Auch die Vergötterung der Technik, des engstirnigen Prinzips „praktischer Nützlichkeit“ und die feige Bereitschaft, Denkfaulheit und Vergnügungssucht zu bedienen, schmälern das historische Wissen, damit aber auch die Fähigkeit, das eigene Leben als Teil eines größeren Ganzen
Die Lage der Bundesmuseen ist alarmierend. Rasche Hilfe tut not. Es müssen bauliche Maßnahmen gesetzt, ein höherer Personalstand gesichert, die Finanzierung reformiert werden. Die Museen brauchen mehr Geld.Im Prinzip gibt es nur zwei Wege, die Museen aus der gegenwärtigen Krise herauszuführen. Entweder kann der Staat die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen oder jedes einzelne Museum ist als eigenständiger Wirtschaftskörper zu führen. Das heißt: die Besucher sind durch entsprechend präsentierte Ausstellungen, die privaten Mäzene durch Anreize des Geistes und der steuerlichen
Zum 125. Todestag von Friedrich Gauermann (1807—1862) erscheint die große Monographie von Rupert Feuchtmüller: ein analytisches Lebensbild des Malers, zugleich auch eine Auseinandersetzung mit Geist und Wesen des Biedermeiers.Seit Jahrzehnten befaßt sich Feuchtmüller mit Person und Lebenswerk des Künstlers. Sein neues Buch beantwortet nicht nur wesentliche Fragen der Ästhetik, sondern untersucht auch die — vor allem niederländischen — Vorbilder des Malers, seine Rolle in der zeitgenössischen Kunst und seine Wirkung vor allem in England und in Bayern.Mehr als 180 ganzseitige
Max Reinhardts Leben umfaßt die Jahre 1873-1943; eine Text- und Bilddokumentation wird also notwendigerweise den Aufbruch der Moderne, die zuweilen glanzvolle Krise der Zwischenkriegszeit, auch die kulturfeindliche Wirkung des Nationalsozialismus widerspiegeln.In diesem Sinne bietet das Werk von Edda Führich und Gisela Prossnitz nicht nur das umfassende Bild einer Biographie, sondern auch einen Beitrag zur Kulturgeschichte unserer Zeit. Sie ist bis heute durch Verluste geprägt, die wir nach 1938 erlitten haben. MAX REINHARDT. EIN THEATER, DAS DEN MENSCHEN WIEDER FREUDE GIBT. Herausgegeben
Die in die Vergangenheit gerichteten Moden der Gelehrsamkeit gehen oft seltsame Wege. Erst vor wenigen Jahren wurde der früher einmal hochgeschätzte, dann leicht verachtete Maler Caspar David Friedrich (1774—1840) als Vorläufer der Surrealisten wiederentdeckt, nun veröffentlicht der Kunsthistoriker Jörg Traeger ein treffliches Büchlein über ein einziges Gemälde jenes Philipp Otto Runge (1777-1810), den die Kunstbetrachter Nach- kriegs-Deutschlands gerne übergangen haben.Mit neunundzwanzig hat Runge sein Gemälde „Die Hülsenbeck- schen Kinder“ (gegenwärtig in der Hamburger