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Sedlmayrs Meisterwerk

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Sehr zum Unterschied zur französischen oder russischen, bildet die österreichische Kulturgeschichte keine Legenden. Diese Enthaltsamkeit ist begrüßenswert, wo sie die sachliche Betrachtung der Werke früherer Meister erleichtert, wird aber bedenklich, wenn es darum geht, bedeutende Werte der Vergangenheit für das Bewußtsein der Gegenwart zu erhalten. Nur eine von vielen als verbindlich angesehene, freilich durch das eigene Denken immer wieder nachgeprüfte Bewunderung, ja Verklärung sichert den Meisterwerken dauerhafte Wirkung.

Hans Sedlmayrs 1950 abgeschlossenes Buch über die Entstehung der Kathedrale müßte, von vielen studiert, allgemein bekannt sein: es ist das in das Universelle vorstoßende Werk eines Kunsthistorikers, der, die angestrebten Methoden von heute hinwegnehmend, seinen Gegenstand ganzheitlich zu untersuchen und mit der Gegenwart in Verbindung zu bringen vermochte. Die Darstellung der Kathedrale als „höchstes Maß der Kunst“ und „Abbüd des Himmels“ war seine Antwort auf jenen „Verlust der Mitte“, die er als Wesen der Maßlosigkeit moderner Kunst, zugleich aber auch als ihre Chance zu analysieren wußte. Die gegenwärtige Postmoderne - der zunächst unreife Anfang einer

neuen Entwicklung - hat Hans Sedlmayrs Befund längst bestätigt.

DIE ENTSTEHUNG DER KATHEDRALE. Von Hans Sedlmayr. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1988. 616 Seiten, öS 320,-.

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