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Isaak Babels Poesie

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Uber den russischen, in der jüdischen Uberlieferung verwurzelten Erzähler Isaak Babel (1894 bis 1941) steht im zwölfbändigen Brockhaus die Falschmeldung zu lesen, er wäre ein Vertreter der .„revolutionären Romantik“ und der „ornamentalen Prosa“ gewesen. In Wirklichkeit war er ein Genie, in der Dichte seiner Visio- • nen nur mit dem polnischen Schriftsteller Bruno Schulz und dem Maler Marc Chagall zu vergleichen; zuerst wohl Anhänger, aber bereits zu dieser Zeit kompromißloser Chronist der blutigen, sinnlos grausamen Revolution, bis zum Tode Gorkis (1936) nur verfolgt, danach namenloser Häftling eines stalinistischen Arbeitslagers.

Nun wurde der Großteil seines Lebenswerkes, das aus kurzen lyrischen Erzählungen besteht, auch dem deutschsprachigen Publikum wieder zugänglich gemacht. Die einfühlsame, frische, in ihrer Poesie dem Original entsprechende Ubersetzung von Mi-lo Dor und Reinhard Federmann läßt Kraft und Eigenart der Ba-belschen Prosa erfassen. Die Erzählungen glühen in den Farben alter Kirchenfenster; die Welt, die sie uns vermitteln, ist skurril, grausam und zart zugleich. Es ist gut, Isaak Babel wiederzubegeg-nen und festzustellen, daß sein Werk die Henker der Stalin-Zeit überlebt hat.

EXEMPLARISCHE ERZAHLUNGEN. Von Isaak Babel. Eurqpaverlag, Wien, München, Zürich 1988.320 Seiten, öS 148,-.

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